STANDARD: Wie wird die angekündigte Unparteilichkeit in dem Objektivierungsverfahren erreicht?

Rudi Anschober: Ziel des neuen Verfahrens ist es, die Parteien aus dem Beurteilungsverfahren massiv zurückzudrängen. Daher wurden sie durch externe Assessoren und Assessorinnen ersetzt. Die Auswertung erfolgt sowohl in einer Gesamtbeurteilung, als auch in einer getrennten Beurteilung nach internen und externen Assessoren. Wesentlich dabei ist, dass bei einer Abweichung der Beurteilung um mehr als zwei Beurteilungsstufen zwischen internen und externen Beraterinnen und Beratern das Assessment Center wiederholt wird.

STANDARD: Wurde nach diesem Modell schon ein Bezirks-oder Landesschulinspektor bestellt?

Anschober: Seit der Landtagswahl 2003 gab es bei den Besetzungen einen Rückstau. Die Bestellungen haben nicht nach den neuen Objektivierungsrichtlinien stattgefunden, weil diese zu diesem Zeitpunkt noch nicht beschlossen waren. Wir haben uns nach den Punkteergebnissen gerichtet und auf die Parität besonderes Augenmerk gelegt.

STANDARD: Die SPÖ hält Ihrer Partei vor, mit dem neuen Verfahren die Opposition bewusst auszugrenzen, um die "eigenen Leute" in die entsprechendenden Positionen zu bringen.

Anschober: So kann nur jemand denken, der das für sich selbst in 58-jähriger großer Koalition in Oberösterreich ständig praktiziert hat und jetzt selbst große Angst vor diesem System hat. Zukünftig soll die Qualität im Vordergrund stehen und nicht die Parteizugehörigkeit. Eine Parteizugehörigkeit darf weder ein Vorteil noch ein Nachteil bei einer Bewerbung sein.

STANDARD: Bisher erfolgt in Oberösterreich schon die Bestellung von Schulleitern nach einem Objektivierungsverfahren.

Anschober: Das oberösterreichische Objektivierungsverfahren ist ein Schritt in die richtige Richtung, in anderen Bundesländern wurde solch ein Verfahren bis jetzt nicht einmal angedacht. Es ist aber mit Sicherheit verbesserungswürdig.

STANDARD: Sie selbst waren vor Eintritt in die Politik Lehrer? Hätten Sie als Grüner bei einer Bewerbung um einen Schulleiterposten Chancen auf die Stelle gehabt?

Anschober: Ich glaube nicht.

STANDARD: Hätten Sie sich überhaupt beworben?

Anschober: Ja.

(DER STANDARD-Printausgabe, 13.9.2004)