Österreich hat zu wenige Akademiker? Wieso, im Kaffeehaus grüßt der Kellner pausenlos alle möglichen Herren mit "Verehrung, Herr Doktor!" (die Damen begrüßt er mit "Gnädige Frau" - muss auch irgendwas bedeuten, aber darüber ein andermal). Also, die vielen h.c.-Doktoren ("honoris café"), die haben gar kein abgeschlossenes Studium? (Kommt besonders häufig bei Journalisten, aber auch bei Politikern vor). Das ist nur so, weil sich der Herr Ober sonst nicht anders zu helfen weiß? Ah so. Schade, das hätte die Bildungsministerin Elisabeth Gehrer sonst gut als Argument brauchen können, warum der Bericht der OECD, der Österreich eine zu geringe Akademikerquote bescheinigt, überhaupt keine Kritik, sondern, im Gegenteil, eine Bestätigung "meines bildungspolitischen Weges" ist. Egal. Aber vielleicht wird der eine oder andere jetzt nachdenklich, wenn er vom Ober seines Vertrauens fälschlich promoviert wird: Was hätte sein können, aber dann aus x Gründen doch nicht war. Ein bisserl mehr Anstrengung im letzten Studienabschnitt und man hätte zur Karriere, die ja auch nicht so schlecht ausgefallen ist, den Titel dazu. Und Österreichs Akademikerquote wäre auch höher. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 16.09.2004