Foto: Gruppe 80
"Haben Sie die Mammuts gemolken?", fragt die Hausherrin das Dienstmädchen, während der kindische Haus-Dinosaurier sein grüngezacktes Hinterteil heimlich zum Ofen hält. Es ist August, doch alle bibbern wie wild. Die Eiszeit steht vor der Tür. Und jemand wie Thornton Wilder lässt hier ein Jahrtausende umfassendes Familienepos los: Wir sind noch einmal davongekommen.

Vater und Mutter Antrobus sind ehrgeizige Eltern (Vater erfand an besagtem Tag im Büro das Alphabet und das Rad gleich mit, Mutter immerhin die Schürze!) mit Therapiebedarf (Sohn Saul hat soeben sein Brüderchen erschlagen). Therapie gibt's noch keine, deshalb wird emsig weitergelebt, Zeitalter lang. Nach Eiszeit, Sintflut und großem Krieg stehen sie nach über zwei Stunden wieder mitten im Matratzengelage auf der Bühne des Theater Gruppe 80, als wäre noch einmal Steinzeit. Nur sind sie um alle der Weltverbesserung dienenden Erfahrungen reicher.

Damit aber im postpositivistischen Zeitalter die Gelehrsamkeit eines Textes im Rahmen bleibt, hat Erhard Pauer sämtliche (ermüdende) Soft-Einlagen im Showstil schwach ausgebaut (allein Krista Pauer als Dienstmädchen Sabina spielt und singt wie für mehrere Menschenalter aufgeladen). An der komplizierten Dramaturgie leidet schließlich die Geschwindigkeit der Inszenierung erheblich. Politikerreden (als George W. Antrobush!), Tombola oder Strandaufenthalt sind allein für sich stehende Teile eines wirren, in sich selbst verhaspelten Ganzen. (afze/DER STANDARD, Printausgabe, 28.9.2004)