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Jene Patienten, die nach Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch in die Wachstation der Psychiatrie II der Christian-Doppler-Klinik in Salzburg eingeliefert werden, werden immer jünger. Das konstatiert der Vorstand der Psychiatrie II, Ernst Rainer. Gerade nach Großpartys für Jugendliche landen bewusstlose "Kampftrinker" in der Klinik. Solche Veranstaltungen seien oft ein "Wettbewerb, wer am meisten in sich hineinschütten kann", so Rainer.

Rund 2.000 Patienten aller Altersstufen werden in der Spezialstation pro Jahr behandelt. Rund 90 Prozent sind Alkoholkranke, sechs Prozent haben Drogen- und vier Prozent Medikamentenabhängige. Teils kommen die Patienten im Vollrausch auf die Station, andere sind suizidgefährdet, leiden unter Alkoholpsychosen oder haben schwere Entzugserscheinungen. Rund zehn Kinder im schulpflichtigen Alter seien pro Monat unter den Patienten, berichtete Rainer.

"Jede Abhängigkeit beginnt mit Alkohol oder Nikotin", sagte Rainer über die Suchtkarrieren. Auch Cannabisprodukte seinen eine Einstiegsdroge. Bei den 19- und 20-Jährigen komme es zu Heroinkonsum. Besondere Sorgen machen Rainer "Schnüffelstoffe", die schon von Kindern im Volksschulalter genommen werden. Diese würden unter anderem zu Lungenabszessen führen. Die Patienten würden jünger, meinte auch Gunther Ladurner, der ärztliche Direktor der Christian-Doppler-Klinik. Viele Jugendliche würden experimentieren, viele aber auch wieder aufhören. Während erwachsene Alkoholiker mit fünf Promille Alkohol oft noch aufrecht gehen könnten, reichten bei Jugendlichen kleinere Mengen schon zur Bewusstlosigkeit.

Ziel sei es, eine Drogenstation für Jugendliche einzurichten, erklärte Rainer. Es gehe aber vor allem auch um schärfere Kontrollen, um Alkohol- und Drogenmissbrauch bei Kindern und Jugendlichen zu verhindern. Sobald Kinder in die Disco gingen, kämen sie mit Suchtmitteln in Kontakt. Sie würden Alkohol, Energydrinks und Tabletten mischen, gefährlich seien auch die alkoholreichen Alko-Pops. "Wenn man ein Jugendschutzgesetz macht, wo Kinder bis zwölf Uhr ausbleiben dürfen, aber man mit erhobenem Zeigefinger sagt, sie dürfen nichts trinken, dann ist das naiv", kritisierte Rainer. Die Ausgehzeiten sollten reduziert werden und jene Betriebe, die Alkohol an Jugendliche ausschenken, stärker kontrolliert und höher bestraft werden.

Wie schwer der Ausstieg aus der Alkoholikerkarriere ist, schilderte ein ehemaliger Patient der Psychiatrie II. Max Rauchegger war 30 Jahre lang vom Alkohol abhängig, hatte privat und beruflich alles verloren. "Ich kenne jede Entziehungsanstalt im Umkreis von 200 Kilometern", meinte er. Schließlich hat er sich mit Hilfe der Ärzte doch aus dem Sumpf gezogen, heute ist der 61-Jährige seit fünf Jahren trocken und Student der Psychologie. (apa)