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Das Märchen vom Hormonersatz als "Jungbrunnen" ist nun endlich widerlegt.
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Wien - Nachdem jahrelang GynäkologInnen Frauen in der Menopause die Hormonersatzt-Terapie fast schon als "Jungbrunnen" empfohlen haben, hat sich die Sachlage völlig verändert. "Frauen sollten nur noch dann einen Hormonersatz bekommen, wenn sie an schwersten und sonst nicht behandelbaren Wechselbeschwerden leiden - und so kurz wie nur möglich", sagte am Samstag beim Europäischen Krebskongress in Wien (ESMO, bis 2. November) die Schweizer Expertin Dr.in Maria Castiglione.

Belege für Brustkrebs und Herzerkrankungen

Eindeutig belegt ist, dass die Hormonsubstitution (HRT) zu mehr Fällen von Brustkrebs - noch dazu zumeist in fortgeschrittenerem Stadium - und zu mehr Herzerkrankungen und venösen Embolien führt. Die Expertin: "Eine Analyse von 50 Studien zeigte eine signifikante Steigerung der Häufigkeit von Brustkrebs um etwa zehn Prozent. Bei einer Hormonersatztherapie über 15 und mehr Jahre hinweg steigt das Risiko auf das 1,6-Fache."

Ein ähnliches Ergebnis brachte die britische "One Million Women Study" mit einer Erhöhung der Brustkrebsgefährdung bei Frauen unter Östrogen-Gestagen-Hormonersatz um das 1,66-Fache. Auch bei Verwendung der Substanz Tibolon (synthetischer hormonähnlicher Wirkstoff) stieg das Brustkrebsrisiko immerhin noch um 45 Prozent an.

Embolien-Rate extrem erhöht

Diese Beobachtungsergebnisse werden laut Monica Castiglione auch durch die frühzeitig abgebrochene "US-Women's Health Initiative Study" (WHI) gestützt: Unter einer Östrogen-Gestagen-Kombination erhöhte sich bei den behandelten Frauen im Vergleich zur Placebo-Gruppe die Rate der Herz-Kreislauf-Zwischenfälle um 29 Prozent, der Brustkrebserkrankungen um 26 Prozent, der Schlaganfälle um 41 Prozent und der embolischen Zwischenfälle gar um 241 Prozent.

Demenz-Risiko

Die Schweizer Wissenschafterin: "Es gibt auch Hinweise, wonach Frauen mit einem Hormonersatz häufiger eine Demenz entwickeln. Insgesamt überwiegen bei einer solchen Therapie die Gesundheitsrisiken im Vergleich zu den möglichen Vorteilen."

Rückfälle nach Brustkrebs

Nach Brustkrebs ist eine Hormonersatztherapie offenbar überhaupt gefährlich. Dann steigt die Gefahr von Rückfällen um das 3,5-Fache. Das Problem: Eine Hormonsubstitution führt auch dazu, dass Brustkrebs schlechter zu entdecken ist, weil die Dichte des Gewebes ansteigt. Außerdem sind die auftretenden Mammakarzinom-Erkrankungen aggressiver und zum Zeitpunkt der Diagnose häufiger schon mit Metastasen verbunden. Das macht die Krankheit zumeist unheilbar.

Monica Castiglione: "Die Menopause ist ein Prozess. Zwei Drittel der Frauen haben Hitzewallungen im ersten Jahr. 20 Prozent haben sie aber länger als zehn Jahre. (...) Die Hormonersatztherapie sollte nur bei sehr schweren menopausalen Symptomen, die sonst nicht beherrschbar und nur für eine kurze Zeit gegeben werden." (APA)