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"Es fehlt das Bewusstsein, dass man mit seinem Rauch andere stören kann", erklärt Hanna, die am Wiener Juridicum studiert. "Klar, das Rauchverbot ist Gesetz - es halten sich aber nur wenige dran". Als besonders störend empfindet sie es, wenn vor den Seminarräumen und Hörsälen geraucht wird. "Da stehen dann richtige Rauchschwaden in der Luft, die wegen der Bauweise des Juridicum nicht abziehen können", berichtet Hanna.

Rauchschwaden

Ähnliches berichtet auch Georg, der sein erstes Semester Jus studiert. "Ich sitze gerne in der Mensa und trinke meinen Café, aber vor allem zu Mittag ist es gräßlich verraucht", klagt der Student. Georg selber ist Raucher, aber trotzdem stört es ihn, dass an der Uni fast überall geraucht wird. "Wenn ich heimkomme, rieche ich wie ein voller Aschenbecher", schildert er das Problem.

Unklare Rechtslage

Am Juridicum kleben zwar vereinzelte "Rauchverbots"-Schilder, die Aschenbecher sind aber immer noch montiert - und voll bis zum Rand. Auf das Rauchverbot angesprochen, sind die meisten StudentInnen von dessen Existenz überrascht. Dass die Universität als öffentliches Gebäude eigentlich nur getrennte, ausdrücklich als solche bezeichnete Raucherzonen haben dürfte, ist den Meisten nicht klar.

Geplante Verbote

"Dass in diesem Bereich etwas geschehen muss, ist eindeutig", meint Daniela Urban, Vorsitzende der Fakultätsvertretung Jus. "Die Rauchbelästigung nimmt in einigen Bereichen des Gebäudes überhand, und es gibt auch immer wieder Beschwerden von StudentInnen". Angedacht sei ein partielles Rauchverbot in der Mensa, wogegen die Aula des Juridicum weiter Raucherzone bleiben würde. Gespräche mit dem Dekan werden gerade geführt.

Keine Sanktionen

Universitätsprofessor Gerhard Strejcek, der an der Uni Wien öffentliches Recht lehrt, nennt die Problematik beim Namen: "Das Tabakgesetz bestimmt, dass Rauchverbot in Räumen öffentlicher Orte besteht", so Strejcek. Die Universität sei selbstverständlich darunter zu subsummieren. "Das Problem: Es sind keinerlei Sanktionen an einen etwaigen Verstoß geknüpft". Laut Strejcek wäre es gesetzeskonform, die Aula des Juridicum als Raucherzone einzurichten, bei der Mensa sieht er vor allem arbeitsrechtliche Probleme. "Hier könnte der Arbeitnehmerschutz einer Raucherzone entgegenstehen."

Vorbild WU

Mit einer ähnlichen Regelung, wie sie jetzt am Juridicum geplant ist, konnte die Wirtschaftsuniversität Wien gute Erfolge erzielen. Eine groß angelegte Plakataktion, Kontrollen durch StudentInnen und das Verteilen von Informationsbroschüren halfen, das Rauchverbot durchzusetzen. Bezahlt wurden die Aktionen vom Rektorat, berichtet der ÖH-WU Vorsitzende Suppan. Das Projekt war erfolgreich: Die StudentInnen halten sich fast alle an die Aufteilung. In der Mensa gibt es eine eigene Raucherzone, die Aula ist durch einen Strich am Boden in zwei Bereiche geteilt.

Eindeutige Meinung

So umstritten die Rauchproblematik in der Studentenschaft ist, eine Berufsgruppe hat eine eindeutige Meinung: Frau Karina putzt seit einigen Jahren an der Uni Wien und hofft auf ein generelles Rauchverbot. "Man kann sich gar nicht vorstellen, wieviel Dreck und Zigarettenstummeln wir jeden Tag wegputzen müssen - die Meisten werfen sie nämlich einfach auf den Boden", erzählt sie. "Da frag ich mich dann immer, ob sie das wohl zu Hause genauso machen". (az)