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Erhard Busek über die Reformierbarkeit der Universitäten: "Ich habe nicht mehr daran geglaubt."

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Standard: Als EU-Koordinator für den Stabilitätspakt in Südosteuropa sind Sie nicht gerade unterbeschäftigt. Warum sind Sie jetzt auch noch Rektor?

Busek: Erstens bin ich von Freunden sehr dazu überredet worden, zweitens war ich jener Minister, der das Fachhochschulgesetz vorgeschlagen, durchgebracht und umgesetzt hat, drittens ist die Bildungsfrage eine Schlüsselfrage, viertens habe ich gewisse Bindungen nach Salzburg.

Standard: Dennoch werden Sie maximal als "Teilzeitrektor" tätig sein. Reicht das?

Busek: Zunächst einmal mache ich das ehrenamtlich. Ich bekomme nicht einen Cent für diese Tätigkeit. Darüber hinaus gibt es eine kluge Arbeitsteilung. Wir haben einen Vizerektor, der für die internen Angelegenheit zuständig ist. Ich werde eher nach außen wirken, um der Fachhochschule ein europäisches Gesicht zu geben.

Standard: Was soll die Fachhochschule aus Ihrer Sicht künftig leisten?

Busek: Sie soll vor allem eine Corporate Identity bekommen. Sie ist ja erst vor Kurzem etabliert worden, es ist wichtig, dass jeder weiß, wofür sie steht. Es ist auch wichtig, dass der moderne Campus-Neubau in Urstein nach außen wirkt. Wir überlegen da eine Reihe von Veranstaltungen - im Übrigen in enger Kooperation mit den anderen universitären Einrichtungen in Salzburg.

Standard: Soll in Salzburg ein "Kommunikationscluster" entstehen?

Busek: Nein, das ist nicht die Absicht. Salzburg hat dort Chancen, wo es im weitesten Sinne um Kunst und Kultur geht. Es gibt etwa den sehr interessanten Bereich "Holz" an der Fachhochschule, das geht sehr stark in Richtung modernes Design. Oder auch alles, was in Richtung Tourismus, Freizeitwirtschaft geht. Es ist ungeheuer wichtig, dass wir hier gute Leute ausbilden.

Standard: Die Fachhochschulen boomen - man hat manchmal den Eindruck, jedes Dörfchen hat schon eine. Ist das nicht schon zu viel?

Busek: Es ist richtig, es ist manchmal ein wenig zu viel des Guten. Aber im Unterschied zu den Universitäten regelt das bei den Fachhochschulen der Markt. Wenn das Angebot nicht gut ist, gibt es nicht genügend Studierende, und die Fachhochschule muss zusperren. Zudem ist es Aufgabe des Fachhochschulrates, dafür zu sorgen, dass es keine Überkapazitäten gibt.

Standard: Sind Sie zufrieden mit der Arbeit des Fachhochschulrates?

Busek: Er hat sich positiv entwickelt. Der Vorsitzende, Claus Raidl, hat da auch die nötige Härte, um vernünftige Entscheidungen auch gegen politische Interessen durchzusetzen. Denn oft besteht die Gefahr, dass die Politik gegenüber ehrgeizigen Kommunalpolitikern schwach wird. Da ist, zum Glück, Raidl vor.

Standard: Sie haben 1991 mit dem Fachochschulgesetz de facto eine Konkurrenz zu den Universitäten mit "erfunden". Haben Sie nicht mehr daran geglaubt, dass sich die Unis modernisieren?

Busek: Klare Antwort - nein. Ich habe nicht mehr daran geglaubt, weil die Unis überreguliert sind.

Der Standard: Warum können die Unis nicht dasselbe leisten wie Fachhochschulen?

Busek: Das ist die Schattenseite der langen Tradition der Universitäten. Jeder schleppt alte Strukturen nach - die Professoren die Ordinarien, der Mittelbau aus der 68er-Generation das starre Dienstrecht. Die Partner sind weniger flexibel und teurer als das Personal an den Fachhochschulen. Die Unis haben da ein größeres Problem, das sie im Rahmen der Autonomie lösen müssen.

Standard: Ihre Bilanz nach zehn Jahren FH?

Busek: Quantitativ ist die Entwicklung sehr zufrieden stellend, auch im Hinblick auf die Jobangebote für die Absolventen läuft es sehr gut. Was wir noch nicht geschafft haben, ist eine gute Kooperation mit den Unis. Das mag aber auch daran liegen, dass sich die noch nicht entschieden haben, ob sie die volle Bandbreite anbieten oder sich spezialisieren wollen.

Standard: Kommt es nicht zur intellektuellen Verengung, wenn nur mehr gelehrt wird, was die Wirtschaft braucht?

Busek: Die Universitäten selbst haben sich bei ihrem Schritt in die Autonomie sofort auf die Massenstudien gestürzt und "Orchideenfächer" vernachlässigt. Aber die mittelfristige Frage zu klären, was notwendig ist - das haben sie noch nicht geleistet. Die Krise in der Orientierung erkennen Sie daran, dass der Wunsch nach "Elite"-Hochschulen ja von den Unis direkt kommt. (DER STANDARD-Printausgabe, 20./21.11.2004)