Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) geht davon aus, dass die vorab veröffentlichten Daten über das Abschneiden Österreichs bei der OECD-Bildungsvergleichsstudie PISA - demnach ist Österreich bei der Lesekompetenz der 15- bis 16-jährigen gegenüber der letzten Studie aus dem Jahr 2001 von Platz zehn auf Platz 19 abgestürzt - stimmen.

Sie sieht aber "keinen Grund, deswegen in eine nationale Depression zu fallen", sagte Gehrer im ORF-"Mittagsjournal". Man müsse aber ernsthaft über die Ergebnisse nachdenken und bei der Unterrichtsqualität Maßnahmen setzen.

Als kurzfristige Maßnahme kündigte die Ministerin Lese-Screenings im Frühjahr kommenden Jahres für alle Schüler der sechsten Schulstufe an.

Nach Vorliegen der Ergebnisse - sie werden am 7. Dezember offiziell präsentiert - werde man die Hintergründe hinterfragen, so Gehrer. Analysiert werden müssten auch soziale Fragen - so hätte sich in den vergangenen zehn Jahren die Anzahl der Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache in Wien verdoppelt. Wichtig für den Unterricht sei auch die regelmäßige Weiterbildung der Lehrer. Veränderungen im Bildungswesen seien grundsätzlich eine "langfristige Sache": Wer heute in der zweiten Klasse Volksschule sei, nehme erst an PISA 2012 teil.

Kurzfristig plant das Bildungsministerium in der ersten Märzwoche 2005 in allen Klassen der sechsten Schulstufe (zweite Klasse Hauptschule bzw. AHS-Unterstufe) die Abhaltung von Lese-Screenings - "nicht für Rankings, sondern für die Lehrer".

Eine Absage erteilte die Ministerin einer Änderung der Schulorganisation, also etwa der Einführung einer gemeinsamen Schule für die Zehn- bis 14-Jährigen. "Wer sein Heil einzig und allein in der Umorganisation sieht, wird kläglich scheitern", meinte Gehrer. Auch "Nivellierungstendenzen" und "Leistungsfeindlichkeit" seien nicht die richtigen Wege. Statt sich in ideologischen Grabenkämpfen zu verschleißen, gelte es, am tatsächlichen Unterricht in der jeweiligen Schule zu arbeiten. (apa)