Die Suche nach Sündenböcken und die Zurückweisung von Schuldzuweisungen im Zusammenhang mit dem Absturz der österreichischen Schülerleistungen in der internationalen OECD-Bildungsvergleichsstudie PISA (deren Ergebnisse erst am 7. Dezember offiziell veröffentlicht werden) gingen am Donnerstag weiter. Im Zentrum der Kritik war einmal mehr Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V), speziell ihre Aussagen, dass auch die Eltern für den Rückfall verantwortlich seien. Die SPÖ bezeichnete diese Schuldzuweisungen für "unerträglich", sie würden "zu kurz greifen". Elternvereine machten darauf aufmerksam, dass es "jahrelang Schulpolitik war, Eltern dem Schulleben fern zu halten".

SP: "Nicht nachvollziehbar"

Gehrer hatte in der Tageszeitung "Der Standard" (Donnerstag-Ausgabe) erklärt, dass sich Eltern "immer weniger Zeit für die Kinder nehmen und viele grundsätzliche Aufgaben von den Schulen und den Lehrern übernommen werden müssen". Solche "pauschale Bewertungen" seien falsch und nicht nachvollziehbar, meinte SP-Familiensprecherin Andrea Kuntzl, die Verantwortung für ein gutes Maß an Bildung liege in der Schule. Sie plädiert für fundierte Forschung nach den Ursachen und schlägt eine parlamentarische Bildungsenquete vor.

SP-Bildungssprecher Erwin Niederwieser forderte Gehrer auf, "in erster Linie zu schauen, was sie selbst zum Absturz beigetragen hat." Er verlangt, Fördermaßnahmen nicht zu streichen und zu kürzen, sondern konsequent auszubauen. Benötigt würden vor allem Programme, die allen Kindern die Grundkenntnisse in Mathematik vermitteln.

Elternvereine: Vom Schulleben ausgeschlossen

Der Bundesverband der Elternvereine an Mittleren und Höheren Schulen in Österreich verweist darauf, "dass es jahrelang Schulpolitik war, Eltern dem Schulleben fern zu halten" Es habe geheißen, Kinder müssen lernen selbstständig zu arbeiten, bitte keine Aufgaben verbessern, das müssen Kinder alleine schaffen.

"Elternvereine wurden immer öfter zu Geldbeschaffungsvereinen degradiert", so die Vorsitzendes des Bundesverbands, Margit Johannik. Sie fordert, die Polemik, mit der die Bildungsdiskussion geführt werde, endlich abzulegen. "Schüler haben Recht auf gehaltenen Unterricht, auf bestausgebildete und willige Lehrer, auf aufmerksame Eltern, sowie auf Förderungen bei Bedarf", so die Elternvertreterin.

VP: "Keine Schuldzuweisungen"

VP-Bildungssprecher Werner Amon sprach sich zum wiederholten Male gegen gegenseitige Schuldzuweisungen noch vor offizieller Veröffentlichung der Studie aus. "Man darf es sich nicht so einfach machen, DIE Eltern, DIE Lehrer oder DIE Bildungspolitik für wie auch immer geartete Ergebnisse pauschal verantwortlich zu machen", so Amon.

FP: "Zweisprachigkeit kontraproduktiv"

Zwei Hauptgründe für die Ergebnisse der PISA-Studie hat FPÖ-Familiensprecherin Barbara Rosenkranz ausgemacht: die große Anzahl an Schülern mit nichtdeutscher Muttersprache und der bilinguale Unterricht. Sie fordert Schwerpunkte zu setzen, um Kindern die Beherrschung der deutschen Sprache beizubringen und deren Integration zu fördern.

Den zweisprachigen Unterricht hält sie für kontraproduktiv, gerade im Volksschulalter, wenn die Beherrschung der eigenen Sprache noch nicht ausreichend gefestigt sei. Dies führe nur dazu, dass das Kind weder die eigene Sprache noch die Fremdsprache ausreichend beherrsche.

Der Wiener FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache sprach sich dafür aus, dass Ausländerkinder in Wien kostenlos den Kindergarten besuchen sollen, aber nur dann, wenn sich die Eltern verpflichten, ihre Kinder in einen Deutschkurs zu schicken. (apa)