Novemberpogrome
In der von den Nationalsozialisten angezettelten "Reichspogromnacht" vom 9. auf den 10. November 1938 brannten in Deutschland und Österreich mehrere hundert Synagogen. Tausende jüdische Wohnungen und Geschäfte wurden in der von den Nazis so genannten "Reichskristallnacht" zerstört oder geplündert. Bei den gewalttätigen Übergriffen auf die jüdische Bevölkerung starben mindestens 91 Menschen.
Krisen-Management der Nazis
Nur zwei Tage später, am 12. November 1938 bat Generalfeldmarschall Hermann Göring zu einer "Großen Besprechung über die Judenfrage" ins Luftfahrtministerium. Zentrale Frage dieser auch als "Vor-Wannsee-Konferenz" bekannten Besprechung waren die wirtschaftlichen Folgen der Pogrome, die reichsweit stattgefunden hatten. Wie konnte verhindert werden, dass die geplünderten und geschädigten deutschen Juden ihre Ansprüche bei den Versicherungen geltend machen?
Pervertierte Bürokratie
Als Folge der pervertierten Bürokratie der Nazi-Diktatur wurde auch diese - angesichts ihrer nüchtern-menschenverachtenden Beschlüsse - gruselige Zusammenkunft - stenografisch protokolliert. Thomas Gratzer diente das Protokoll als Ausgangsmaterial zu einer szenischen Dramatisierung, die er 1999 mit Erwin Steinhauer, Thomas Maurer u. a. an der Wiener Börse inszenierte. Eine Gruppe junger Menschen, allesamt keine Schauspiel-Profis, hat das Material nun erneut aufgegriffen und führt die szenische Lesung an vorerst nur einem Abend an der Universität Wien auf. Die zeitgeschichtliche Einführung zu Vorgeschichte und Folgen der Konferenz liefert Dr. Bertrand Perz (Inst. f. Zeitgeschichte).