Cartoon: KUF

Wien - Als Konsequenz aus der Pisa-Studie machen SPÖ und Grüne Druck für eine gemeinsame Schule bis zum Alter von 15 Jahren. "Eine Differenzierung bereits im zehnten Lebensjahr ist zu früh", argumentiert SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederweiser, "in dem Alter lässt sich das Lernpotenzial noch nicht prognostizieren". Die ÖVP lehnt den Ruf nach einer Gesamtschule hingegen ab. Im STANDARD-Interview sagt Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer: "Bitte nur keinen Einheitsbrei in der Bildung, der führt nicht zu Spitzenleistungen." Pühringer unterstützt die Linie von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel. Innerhalb der ÖVP weichen nur die Steirer, die auch eine Ganztagesschule propagieren, von dieser Linie ab. Die FPÖ ist ebenfalls gegen eine Gesamtschule.

Der Bundessprecher der Grünen, Alexander Van der Bellen, kritisiert die Reaktion der Regierungskoalition: "Eine monatelange Scheindiskussion, in der von der ÖVP trotz gegenteiliger Aussagen die alten Scheuklappen hervorgezogen und Denkverbote verteilt werden, wird die Bildungsprobleme nicht lösen."

Die Grünen werfen der Regierung vor, falsche Zahlen für die OECD-Studie gemeldet zu haben. Österreich gebe deutlich weniger für seine Schulen aus, als offiziell behauptet. Würden Gehrers Angaben stimmen, wonach Österreich überdurchschnittlich viel für Bildung ausgibt, müsste ihr Budget zehn statt 5,5 Milliarden Euro betragen. (red/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9. Dezember 2004)