Graz - Wann, wenn nicht jetzt? "Der Nachdenkprozess ist längst abgeschlossen, jetzt brauchen wir nur noch handeln", sagt Andreas Schnider, streitbarer Pädagoge und Parteigeschäftsführer der steirischen ÖVP. Er will "die Verweigerung" seiner Bundesparteispitze, über "Reizworte" wie Gesamtschule auch nur nachzudenken, so nicht zur Kenntnis nehmen. Denn im Grunde hieße diese Verweigerung, schon seit vielen Jahren vorliegende wissenschaftliche Erkenntnisse nicht zu akzeptieren. Schnider: "Die Pädagogik wird als Wissenschaft offenbar noch immer nicht ernst genommen. Wenn wir Bildungsforschungsergebnisse nicht zur Kenntnis nehmen, werden wir wieder kläglich scheitern."Und diese Ergebnisse deuteten eindeutig darauf hin, dass es eben Sinn mache, Kinder im Alter zwischen sechs und 15 Jahren in einer gemeinsamen Gesamtschule, "aber mit starker innerer Differenzierung", zu unterrichten. Auch aus der Pisa-Studie könne abgeleitet werden, dass der Unterricht individueller, also nicht kollektiv wie jetzt, gestaltet werden müsse. Schnider: "Wir müssen lernen, in heterogenen Gruppen - Stärkere mit Schwächeren, Ältere mit Jüngeren - zu unterrichten." Und schließlich: Die Bildungspolitik müsse eng und spartenübergreifend mit der Sozial- , Kultur- und Wissenschaftspolitik verquickt werden. (mue/DER STANDARD, Printausgabe, 11./12.12.2004)