Klagenfurt - Der Streit zwischen dem Kärntner Landesgeschäftsführer Herbert Würschl und den beiden SP-Vorstandsmitgliedern Melitta Trunk und Sieglinde Trannacher geht vorerst weiter. Würschl hatte die beiden SP-Damen in einer E-Mail an den STANDARD als "landesweit bekannte Intrigantinnen" bezeichnet, deren Kritik an Partei und Parteivorsitzenden daher nicht zulässig sei.

Die Nationalratsabgeordnete Trunk und Frauenchefin Trannacher erblicken darin parteischädigendes Verhalten. Trunk denkt darüber hinaus auch an eine Klage wegen übler Nachrede. Am Montag befassten die beiden Damen die Parteigremien damit. Während das Präsidium von Würschl eine Entschuldigung verlangt, reagierte man im Vorstand zurückhaltend.

Parteichef Peter Ambrozy sieht keinen Handlungsbedarf durch die Partei. Würschl habe als "Privatperson" gehandelt, und er sei nicht die "Glucke" des Landesgeschäftsführers. Und überhaupt: Das Ganze wäre nur ein "persönliches Beziehungsgeflecht". Würschl will sich "bis Dienstag überlegen", ob er sich entschuldigt oder nicht. Ebenso, ob er den Vorwurf, Trunk und Trannacher seien "Intrigantinnen", zurücknehme.

Die beiden SP-Frauen wollen jetzt einmal Würschls Reaktion abwarten.

Hintergrund des neuerlichen SP-internen Streits sind die massiven Kürzungen des Stadttheaters, die von der Klagenfurter VP-FP-Koalition beschlossen wurden und hinter denen nicht nur Trunk und Trannacher den langen Arm des Kulturreferenten Jörg Haider vermuteten, der damit nur den aufmüpfigen Stadttheaterintendanten Dietmar Pflegerl aus dem Weg räumen wollte.

SPÖ droht Haider

Das sieht übrigens jetzt auch die Gesamtpartei so. Auch im Parteivorstand wurde nun nach heftigen parteiinternen Protesten gegen Haiders Vorgangsweise in der Causa Stadttheater klar Stellung bezogen. Haider müsse auf die Stadt einwirken, "damit dieser Kürzungsbeschluss zurückgenommen wird", fordert Parteichef Ambrozy: "Wenn dem Theater der finanzielle Boden entzogen wird, ist das eine Bankrotterklärung des Kulturlandes Kärnten." Ansonst droht die SPÖ das blau-rote Landesbudget wieder aufzumachen und sich gemeinsame Projekte noch einmal anzusehen. Etwa das Klagenfurter EM-Fußball-Stadion oder die Seebühne, die auch heuer wieder einen "Mega-Flop" gelandet hätte, so Parteichef Ambrozy.

Als Koalitionsfrage, wie das am Wochenende von der SPÖ-Kultursprecherin Nicole Cernic gefordert wurde, will Ambrozy die Entscheidung des Parteivorstandes aber nicht verstanden wissen. (stein/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.12.2004)