Ausländische Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen, mangelnder Leistungswille und "sicher auch" die Eltern seien am mittelmäßigen Abschneiden bei Pisa 2003 schuld, lautete der Erstbefund von ÖVP-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer.

Die Vorsitzende des Verbandes der Elternvereine an den höheren Schulen Wiens, Christine Krawarik, nimmt die Kritik gelassen: "An mir prallen solche Dinge ab." Zu lange schon kennt die seit 1989 engagierte Elternvertreterin das Prozedere: "Es ist schon viel geredet worden, und es war nicht alles gescheit." Krawarik ist skeptisch, ob sich jetzt substanziell etwas ändere, dabei gäbe es genug zu tun.

Etwa bei der Lehreraus- und Weiterbildung. Kollege Kurt Nekula, Vorsitzender des Dachverbands der Elternvereine an Pflichtschulen, pflichtet dem im STANDARD-Gespräch bei. Derzeit komme es ihm so vor, als würden die Lehrer eine "Gesunden-Untersuchung" in Form der Pisa-Studie machen und "dann sind sie böse auf den Arzt". Dabei sehen beide Elternvertreter in den schulischen Bezugspersonen einen wesentliche Variable in der kindlichen Bildungskarriere. Großes Engagement der Eltern sei vonseiten der Schule aber nicht gefragt, glaubt Krawanik, "außer bei einem Nicht genügend, oder auffälligem Verhalten des Kindes".

Frühförderung

Ein zentrales Ergebnis der Pisa-Studie, dass Kinder aus bildungsfernen Familien in Österreich vom Schulsystem benachteiligt werden, wollen die Elternvertreter als gesellschaftspolitischen Auftrag verstehen. "Ganz wichtig ist die intensive Frühförderung", betont Nekula. Will heißen: Ein Jahr Kindergarten für alle.

Das Wort Gesamtschule scheut man auch hier: "Wir sind im Verband unterschiedlicher Meinung", berichtet Nekula. Man wolle nicht zu einer "Worthülse" Ja oder Nein sagen, sondern über Inhalte beraten. Wie die aussehen sollen? "Ein hohes Maß an innerer Differenzierung ist uns wichtig." Auch Krawarik bleibt vage: Eine reine Organisationsänderung bringe überhaupt nichts. Sie selbst gilt als Verfechterin des gegliederten Schulsystems, "in der Theorie zumindest, wenn man es so durchführen würde, wie es eigentlich gedacht ist". Nämlich: Bestmöglich fördern, egal ob in Hauptschule oder AHS.

Kurt Nekula ist nicht unglücklich über den Impuls, den Pisa 2 in die Bildungsdiskussion gebracht hat. Aber alle Maßnahmen, die nun diskutiert würden, bräuchten auch Ressourcen, bleibt der Elternvertreter realistisch.

Dabei werden selbst die bestehenden Mittel nicht ausreichend genutzt, ärgert sich Krawarik: "Viele Eltern wissen überhaupt nicht, dass es die Möglichkeit eines Förderunterrichtes gibt. Dabei müsste die Initiative dafür eigentlich von der Schule ausgehen." Man könne sich nicht einerseits beschweren, dass eingespart werde und andererseits das Angebot an Förderkursen nicht ausnützen.

Die Pflichtschul-Elternvereine wollen nun mittels einer im Parlament eingebrachten Bürgerinitiative ihre Anliegen zur Verbesserung der Schulqualität durchsetzen.

(Karin Moser/ DER STANDARD-Printausgabe, 18./19.12.04)