Die späten Ehren für die Generalstäbler - deren bisherige Auszeichnung darin bestand, dass sie ihrem Offiziersrang das Kürzel "dG" für "des Generalstabs" setzen durften - haben in der Heeresverwaltung für Kopfschütteln gesorgt: Zivil ausgebildete Akademiker, die wie jeder andere Student im Zivilleben ein reguläres Studium abgeschlossen haben und dann in den öffentlichen Dienst eingetreten sind, fühlen sich durch die "nachgeschmissenen" akademischen Grade für die Generalstäbler (deren Generalstabsausbildung in gut bezahlter Dienstzeit erfolgt ist) verhöhnt.
Türtafeln entfernt
Walter Tancsits, ehemaliger Berufsoffizier und heute ÖVP-Abgeordneter spottet im STANDARD-Gespräch: "Ich habe meine Diplomarbeit seinerzeit zur Sicherheitspolitik geschrieben - darf ich mir jetzt nachträglich ein ,dG' zu meinem Magistertitel stellen?" Im neuen Verteidigungsministerium in der Rossauer Kaserne hat der eine oder andere zivile Akademiker aus Protest den akademischen Grad von seinem Türschild entfernt, um nicht mit den wissenschaftlich minder qualifizierten Generalstäblern in einen Topf geworfen zu werden.
Genüsslich erzählen die zivilen Akademiker, welche Themen von der Universität Wien im Zuge des Anerkennungsverfahrens als einer Diplomarbeit gleichgestellt gewertet wurden. So hat sich der Kärntner Militärkommandant, Generalmajor Gerd Ebner, seinen Magistertitel mit einer Studie über die "Schießausbildung an Handfeuerwaffen - Vergleiche mit dem Ausland" erschrieben.
Evaluierung
Tatsächlich ergab eine Evaluierung der schriftlichen Arbeiten von Teilnehmern des Generalstabskurses in einem Workshop bereits im April 2000, dass einige Arbeiten nicht annähernd wissenschaftlichen Standards gerecht werden: "Es bleibt somit völlig unklar, was Gegenstand/Fragestellung der Arbeit ist", heißt es im abschließenden Bericht. Andererseits ließen manche Arbeiten den Bezug zum Studieninhalt - militärische Führung - vermissen.
Die zu späten akademischen Ehren gekommenen Generalstabsoffiziere sehen das ganz anders: Sie verweisen darauf, dass die jetzige Ausbildung der Generalstabsoffiziere durchaus auf ein wissenschaftliches Niveau gehoben wurde, dass die Kursteilnehmer einen Teil ihrer Ausbildung (etwa in Politikwissenschaft) an der Uni Wien absolvieren - und schließlich, dass auch schon in den Siebzigerjahren universitäres Lehrpersonal an der Landesverteidigungsakademie, der Trägerorganisation der Generalstabsausbildung, tätig war.
Einige Generalstabsoffiziere hätten auch noch Prüfungen nachmachen müssen.