Staatssekretärin Ursula Haubner in ihrem Büro.

Foto: DER STANDARD/Matthias Cremer
Wien - "Jörg Haider hat klar gesagt, er übernimmt das Amt des FP-Obmanns nicht. Daran wird sicher die Zukunft auch nichts ändern. Und ich bin die Bundesparteiobfrau." FP-Chefin und Sozialstaatssekretärin Ursula Haubner sagt im Standard-Interview, dass sie beim Parteitag, der noch vor dem Sommer stattfinden soll, wieder kandidieren will: "Ich bin bereit."

Die vor dem an diesem Wochenende stattfindenden FP- Neujahrstreffen in Graz aufgetauchten Gerüchte, Jörg Haider könnte an einer neuen "Liste Haider" für die Wahl 2006 basteln, irritieren Haubner nicht: "Mit ihm stellen wir die Weichen."

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Standard: Welches Buch lesen Sie gerade?
Haubner: Auf meinem Schreibtisch liegt das neue Buch von Jörg Haider.

Standard: Schon gelesen?
Haubner: Ich habe erst hineingeschmökert, aber es ist absolut lesenswert, weil es ein sehr ehrlicher Jörg Haider ist.

Standard: Das klingt nach ein paar Überraschungen.
Haubner: Für mich waren es nur Bestätigungen dessen, was in den letzten Jahren politisch geschehen ist, auch die Beschreibung jener, die ihn lange Zeit begleiteten und sich dann aus eigenen - oder anderen - Überlegungen trennten.

Standard: Trennungsgedanken werden auch Jörg Haider unterstellt. Offenbar bastelt Ihr Bruder an einer "Liste Haider".
Haubner: Ich bin sehr froh, dass wir eine starke FPÖ in Kärnten haben mit einem sehr starken, ideenreichen Landeshauptmann Jörg Haider. Mit ihm stellen wir die Weichen.

Standard: Sie schließen also eine neue Haider-Partei aus?
Haubner: Es geht nicht darum, eine Liste Haider zu haben oder eine neue Partei zu gründen, sondern, gemeinsam für die Zukunft zu arbeiten, das ist in seinen Aussagen immer wieder erkennbar.

Standard: Sie haben selbst in einem Interview angedeutet, dass er sehr wohl zurückkommen könnte, wenn er möchte.
Haubner: Jörg Haider hat klar gesagt, er übernimmt das Amt des FP-Obmannes nicht. Er ist Landeshauptmann und wichtiges Mitglied der Partei. Daran wird sicher die Zukunft auch nichts ändern. Und ich bin die Bundesparteiobfrau.

Standard: Haider will "Änderungen" in der FPÖ, sonst müsse 2006 "etwas Neues" her.
Haubner: Wir müssen klar erkennbar sein als sehr konstruktive, sehr kritische, sehr reformfreudige Kraft. Daran arbeiten wir. Vieles wie die Steuerentlastung wäre ohne die FPÖ nicht möglich gewesen. Das gilt es natürlich nach außen entsprechend zu sagen.

Standard: Die ÖVP ist relativ geschickt, die Regierungsarbeit für sich zu vereinnahmen.
Haubner: Ich hab manchmal das Gefühl, wir sind sehr gute Ideenbringer, haben aber in der weiteren Umsetzung Schwächen. Nach dem Motto: Die Idee haben wir gehabt, und jetzt gehen wir zur nächsten Idee. Dann sind wir beim Erfolg manchmal Zweite.

Standard: Wie ist derzeit das Verhältnis der FPÖ zur SPÖ?
Haubner: Das müssen Sie eher die SPÖ fragen, die agiert da ja sehr widersprüchlich, indem sie einteilt in gute und weniger gute, in rechtspopulistische und nicht populistische FPÖ. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, eine Partei auszugrenzen, nützt meistens jenen, die ausgegrenzt werden.

Standard: Womit ist beim Parteitag zu rechnen?
Haubner: Der ordentliche Parteitag vor dem Sommer wird in erster Linie ein Wahlparteitag. Ich werde mich wieder der Wahl stellen, wenn meine Partei das wünscht. Ich bin bereit.

Standard: Dass Haider noch einmal Lust auf Chefsein haben könnte oder FP-Mitglieder das wollen, schließen Sie aus?
Haubner: Man soll nie etwas ausschließen, aber so wie wir uns jetzt positioniert haben und wie ich es mit meinen Freunden besprochen habe, wird es ein zukunftsorientierter Parteitag sein.

Standard: Keine Kampfabstimmung Haider gegen Haubner?
Haubner: Wenn wir uneins sind, tragen wir das sicher nicht auf einem Parteitag aus.

(DER STANDARD, Printausgabe, 22./23.1.2005)