Graz - "Managementqualitäten und Eigenverantwortung stellte die Karl-Franzens-Universität Graz im Jahr 2004 in mehr als 50 Projekten erfolgreich unter Beweis", betonte Rektor Alfred Gutschelhofer am Mittwoch anlässlich eines Pressegesprächs zur Bilanz des ersten Jahres im Universitätsgesetz 2002. "Die Universität soll Ansprechstelle in allen Lebensphasen sein", erklärte der Rektor seine Vision von einer "Lebenspartnerin Universität".

Die Schaffung von "Einstiegs- und Zwischenhaltestellen" sollen die Universität Graz über das klassische Studium hinaus interessant machen, betonte der Rektor. Die jeweiligen Bildungsschritte sollen in kürzerer Zeit gemacht werden können.

Modell für StudienanfängerInnen

Zugleich wird derzeit das Modell eines Basismoduls für StudienanfängerInnen entwickelt. Diese Einstiegsphase soll Grundlagen vermitteln und damit auch die Orientierung der Studienanfänger verbessern. "Junge Menschen erhalten die Möglichkeit, ihre Entscheidung nochmals zu überprüfen und verlieren keine Zeit", so der Rektor. Das fakultätsspezifische Basismodul soll nämlich bei einem Studienwechsel angerechnet werden und mit einem zertifizierten Abschluss "flexiblere Umstiegsmöglichkeiten" bieten.

Zu den bisherigen elf Bakkalaureats-/Magisterstudien sollen weitere kommen: Im Herbst soll "Computational Sciences" als sechssemestrige Bakkalaureats- und viersemestrige Magisterausbildung anlaufen. Studierende erwerben unter anderem Fähigkeiten zum zukunftsweisenden Wissenschaftsbereich von Computerexperimenten. Auch Geografie soll ab Herbst als Bakkalaureat- sowie als Magisterstudium mit zwei Zweigen - Gebirgs- und Klimageografie sowie Nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung - angeboten werden.

Die Montagsakademie, die KinderUni Graz und Lehrgänge zur Weiterbildung seien bereits erfolgreiche Beispiele für diese Bandbreite, die noch weiter ausgebaut werden soll, so der Rektor. "Wir wollen verstärkt in der Fort- und Weiterbildung was machen", so Gutschelhofer. Dafür sei es notwendig, dass die einzelnen Bildungsschritte verkürzt werden: "Wir wollen differenzierte einjährige und halbjährige Programme für diese Zielgruppe entwickeln."

Rektorat drängt auf rasche Verwirklichung der Renovierungen

Nach intensiven Verhandlungen blickt die Universität nun auch zuversichtlich dem Spatenstich für das Zentrum für Molekulare Biowissenschaften (ZMB) im Frühsommer entgegen. Das Vorhaben soll das Institut für Biowissenschaften mit Firmen aus dem Bereich der Biotechnologie vernetzen. Auch dringend anstehende Renovierungen sollen umgesetzt werden. Das Chemie-Gebäude samt Zubau sowie das Sportwissenschaft-Gebäude in der Mozartgasse wurden in den Generalsanierungsplan der Bundes-Immobilien-Gesellschaft (BIG) aufgenommen. Das Rektorat drängt auf rasche Verwirklichung, den exakten Beginn werde die BIG im Frühjahr bekannt geben.

"Wir sind froh, dass das erste Jahr so gelaufen ist, wie es gelaufen ist", mit diesen Worten beschrieb der Rektor der Universität Graz, Alfred Gutschelhofer, am Mittwoch in einer Pressekonferenz das erste Jahr in der Universitätsautonomie. Der Uni gehe es, wie anderen österreichischen Hochschulen, "finanziell nicht besonders gut". "Aus der prekären finanziellen Situation kommen wir aber nur heraus, wenn wir am Standort Perspektiven schaffen können und Kooperationen aufbauen", so Gurschelhofer. Eine Eliteuniversität sei dem Ganzen allerdings nicht förderlich.

Skeptisch gegenüber Eliteuni

"Ich kann nicht festmachen, was jetzt eine Eliteuniversität soll", so der Rektor. Auf der einen Seite entlasse man die Universitäten aus der Autonomie und fordere sie heraus, auf der anderen denke man an separate Eliteunis. Im Bereich der Naturwissenschaften habe man in Graz beispielsweise im Vorjahr gemeinsam mit der Technische Universität Graz für den Bereich Lehre und Forschung erste Schritte für eine "Zwillingsfakultät" gesetzt, in der etwa Chemie, Physik und Mathematik gemeinsam koordiniert und betrieben werden sollen um ein Exzellenzzentrum für den Bereich der Naturwissenschaften zu schaffen: Abgestimmte Studienpläne, gemeinsam genutzte Infrastruktur und das Potenzial an wissenschaftlichen Mitarbeitern sollen leistungsstarke Fachbereiche schaffen und den internationalen Wettbewerbsvorteil auch auch den Standort Steiermark stärken. Zudem sei man dabei, mit dem Doktoratskolleg "Molekulare Enyzmologie" zusätzliche exzellente Ausbildungsmöglichkeiten für Studierende im Grenzgebiet zwischen Chemie und Biologie zu schaffen.

Einer Eliteuniversität, wie sie nun nach dem Vorschlag des Wiener Experimentalphysikers Anton Zeilinger diskutiert wird, kann Gutschelhofer daher nichts abgewinnen: "Sinnvoller als ein neues Universitätsgebilde wäre es, Vorhandenes optimal zu nutzen und zu fördern und nicht, eine neue Struktur zu schaffen", so der Rektor. In das selbe Horn stößt Vizerektor Martin Polaschek, zuständig für Studium und Lehre: "Wenn man Exzellenz in der Wissenschaft haben will, dann kann man durchaus auf den Stärken aufbauen. Ein entsprechendes Zeichen einer solchen Politik wäre es, die Nawi-Graz zu fördern". Er glaube jedoch vielmehr, "dass das Geld nach Wien gepumpt wird, um Eitelkeiten bestimmter Herren zu erfüllen".

Gutschelhofer: "Was ist 'frisches Geld'?"

Unklar für Gutschelhofer bleibt nach wie vor der Finanzierungsmodus einer solchen Eliteuniversität: "Was ist 'frisches Geld'? Hier gehört einmal geklärt, woher das kommen soll. Es geht immerhin um 80 Millionen Euro an Investitionsbedarf und das kann sich vielleicht ein Weltkonzern leisten. Das hätte dann aber wohl auch zu klärende Konsequenzen für die Uni", meint der Rektor. (APA)