Nachdem die Grünen am Wochenende die Abschaffung der Polytechnischen Schulen gefordert haben, sprechen sich nun die Elternverbände für eine Diskussion über das neunte Pflichtschuljahr aus. Ein Bildungs-Dialog dürfe nicht bei der Unterstufe aufhören, heißt es am Montag in einer Aussendung des Bundesverbandes der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen. Dessen Vorsitzende Margit Johannik schlägt vor, das neunte Schuljahr generell als "Orientierungs- oder Intensivjahr" einzuführen, dessen Motto "Fit fürs Leben" lauten soll.

Zusätzliche "Zuckerl"

Als mögliche Schwerpunkte eines solchen Orientierungsjahres nennen die Eltern "Berufsorientierung, Persönlichkeitsentwicklung, soziale Dimension, internationale Erfahrungen sammeln, kostenfreie Seminare für die Schüler-Leistungsmappe und eventuell 'Zuckerl' wie den Mopedführerschein".

Überfüllte Klassen

Seine Forderung nach Einführung eines generellen Orientierungsjahres begründet der Bundesverband der Elternvereine mit den Problemen in den ersten Klassen der berufsbildenden Schulen, die vielfach überfüllt seien. Es sei bekannt, dass viele dort ihr letztes Pflichtschuljahr nur absitzen würden, sich mit dem Lehrstoff überfordert fühlten und "die willigen Schüler bremsen". Vielfach würden diese "orientierungslosen" Schüler noch während des Schuljahrs von einem Schultyp in einen anderen wechseln.

Flexibles System

An den allgemein- und berufsbildenden höheren Schulen sollte ein flexibles Kurssystem nach Meinung der Eltern das Lernen interessanter machen und individuelle Schwerpunktsetzung ermöglichen. Die hohe Zahl an Repetenten in den berufsbildenden Schulen könnte so reduziert werden.

Spätere Entscheidung

Mut zu neuen Wegen in der Bildungspolitik forderte auch der oberösterreichische LH Josef Pühringer (V). So schlägt er in der Tageszeitung "Neues Volksblatt" (Montag-Ausgabe) eine nicht näher quantifizierte Verlängerung der Volksschulzeit vor, "damit die Entscheidung über den weiteren Bildungsweg eines Kindes später und damit besser auf die jeweiligen Eignungen der Kinder ausgerichtet erfolgen kann".

Sprachen fördern

Es sei auch sinnvoll, bei der Sprachförderung für Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache bereits im Kindergarten anzufangen oder auch bei der Nachmittagsbetreuung von Schulkindern auf bestehende Einrichtungen wie die Kindergärten zurückzugreifen, wie es das neue oberösterreichische Kinderbetreuungsgesetz vorsehe. Für den 16. März wurde eine "Landesbildungskonferenz" der ÖVP Oberösterreich einberufen, in der sich Fachleute, Praktiker und Betroffene mit der Frage beschäftigen, wie sich das Bildungsland Oberösterreich weiterentwickeln soll. (APA)