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Wien - Der designierte Intendant der Salzburger Festspiele, Jürgen Flimm, hat ein Problem weniger: Der Pianist und Festivalmacher Markus Hinterhäuser wird während seiner Intendanz ab 2007 Konzertdirektor der Festspiele. Der 45-Jährige wird sein Amt gemeinsam mit Flimm am 1. Oktober 2006 antreten - vertragliche Details werden nun ausgearbeitet.

Hinterhäuser, der zum Zug kam, da der Geschäftsführer der Wiener Philharmoniker, Peter Schmidl, den Posten doch nicht antreten wollte, kennt Salzburg gut - auch die dortigen Festspiele: Der Mozarteum-Absolvent hat in der Ära Gerard Mortier jahrelang zusammen mit Partner Tomas Zierhofer-Kin das Subfestival Zeitfluss organisiert und mit diesem einen Hauch des Zeitgemäß-Modernen in die Festspielwelt gebracht.

Mortier-Nachfolger Peter Ruzicka hat das Festival nicht weitergeführt - und auch ab 2007 wird es keine Neuauflage geben. "Zeitfluss hatte seine Zeit und Berechtigung, aber das ist vorbei", so Hinterhäuser, der etwas mehr als 50 Konzerte auszurichten haben wird und sich in der Salzburger Hierarchie auf der Stufe von Schauspielchef Martin Kusej sieht, der auch nicht Teil des Direktoriums ist.

Im Rahmen seines im Detail noch auszuarbeitenden Konzeptes möchte Markus Hinterhäuser zum einen das jeweilige Musiktheaterprogramm der Salzburger Festspiele thematisch weiterdenken: "Wenn Tschaikowskys Oper Eugen Onegin aufgeführt wird, so denke ich etwa an die sechste Symphonie von Tschaikowsky - mit ihrem Schlusssatz. Das ist ein Adagio, das ist eine formale Anlage, die bis ins 20. Jahrhundert reicht - bis hin zu Gustav Malers 9. und 10. Symphonie. Aber sie wirkt auch bis Karl Amadeus Hartmann nach."

Zum anderen will Hinterhäuser versuchen, Künstler an Salzburg zu binden, die hier exklusiv Projekte entwickeln sollen, "die, wenn sie dann vielleicht auf Tournee gehen, ihren Ursprung in Salzburg gehabt haben". In den Musiktheaterbereich will er sich nicht einmischen. Außer er wird darum gebeten.

Muti und Harnoncourt

Bei Dirigenten wird es - wie bisher - um Vielfalt gehen. Zwischen Riccardo Muti und Nikolaus Harnoncourt soll einiges möglich sein. "Es ist mir natürlich schon klar, dass es hier auch um einen Kompromiss gehen wird. Aber wer mich kennt, weiß, dass mir die Moderne ein Anliegen ist", so Hinterhäuser, der auch erfreut ist über das gute Gesprächsklima mit den Wiener Philharmonikern. "Diese sind durchaus bereit, auch über inhaltlich-programmatische Aspekte ihrer Arbeit zu diskutieren." Da für 2007 schon gewisse Programmpunkte fixiert worden seien, glaubt Hinterhäuser, der zuletzt bei den Wiener Festwochen die in Hinkunft nicht mehr weitergeführte zeitzone-Reihe betreut hat, dass man seine Handschrift als Konzertchef zu hundert Prozent erst ab 2008 sehen wird können.

Übrigens: Franz Welser-Möst wird 2007, im ersten Flimm/Hinterhäuser-Jahr, bei den Festspielen die Wiener Philharmoniker dirigieren. (Ljubisa Tosic/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2. 2. 2005)