Graz – "Wir haben die Konfrontation durch Kooperation ersetzt", umriss Hans Sünkel, Rektor der Technischen Universität Graz die Strategie der steirischen Hochschulen. Er erntete Kopfnicken von Seiten seiner vier Rektorenkollegen, die sich Dienstagabend in Graz zu einer Diskussion zusammengefunden hatten. Durch Ressourcenbündelung und Synergienutzung bei thematischen Überschneidungen wolle man Exzellenzen entwickeln:

Die Technische Universität Graz (TUG) und die Karl-Franzens- Universität (KFU) sind im Bereich Lehre und Forschung im naturwissenschaftlichen Bereich enger zusammengerückt und betreiben die Gründung der Zwillingsfakultät "NaWi Graz". Zudem sind TUG und KFU dabei, mit dem Doktoratskolleg "Molekulare Enyzmologie" zusätzliche Ausbildungsmöglichkeiten für Studierende im Grenzgebiet zwischen Chemie und Biologie zu schaffen, schilderte KFU-Rektor Alfred Gutschelhofer.

Gemeinsames Studium "Pflegewissenschaften"

Die Medizinische Universität (MUG) hat mit der KFU das gemeinsame Studium "Pflegewissenschaften" eingerichtet. Technische Uni, Montanuniversität Leoben und die KUG arbeiten an der Errichtung eines steirischen "Zentrums für angewandte Geowissenschaften", wissenschaftliche Kooperationen laufen zwischen der Medizin-Uni und TUG. "Interessant könnten die medizintechnischen Bereiche werden", deutete Med-Uni-Rektor Gerhard F. Walter die Richtung an.

Was KFU-Rektor Gutschelhofer Probleme bereitet, sind die unklaren Vorgaben, mit denen man in die Autonomie entlassen wurde: "Wir brauchen ein vernünftiges Bild, was die Unis zu welchen Bedingungen wirklich leisten sollen", so Gutschelhofer. "Wir müssen auch thematisieren, wie wir in Zukunft den Spagat zwischen breitem Zugang und Elite-Uni bewältigen", betonte der Rektor, der sich klare Aussagen seitens der Bildungspolitik wünscht. Ähnlich sieht das auch TUG-Rektor Hans Sünkel: "Es bedarf eines Marshallplans, um die Forschungs- und Bildungslandschaft in eine Richtung zu bringen". Hinsichtlich der Diskussion um eine Elite-Universität zeigte sich Gutschelhofer verwundert: "Ich frage mich schon, ob die Politik das Vertrauen in die Gouvernements ihrer eigenen Systeme verloren hat."

Kritik am Stipendienwesen

Kritik am Stipendienwesen brachte der Rektor der Med-Uni, Gerhard F. Walter, vor. Es sei "schlimm", wenn Studenten gezwungen seien, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. "Die Leute sollten die Möglichkeit haben, ihr Studium nicht berufsbegleitend durchzuführen. Dazu brauchen wir allerdings ein ordentliches Stipendiensystem", so der Rektor. Eine bessere Dotation der Forschungsförderung wünscht sich der Rektor der Leobener Montanuni, Wolfhard Wegscheider: "Es ist nicht so tragisch, wenn die Uni-Budgets schlecht sind, solange die Forschungsbudgets gut sind. Ich möchte in der österreichischen Forschungslandschaft das Geld abholen und zeigen, was wir wirklich können. Dann möchte ich aber auch anständig finanzierte Projekte haben", so der Rektor. (APA)