Mölzer: "Für mich ist dieser Ausschluss rechtlich recht fragwürdig"

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STANDARD: Jörg Haider sagt, Sie haben die Bewegung verraten. Was sagen Sie zu Ihrem Parteiausschluss?

Mölzer: Für mich ist dieser Ausschluss rechtlich recht fragwürdig, weil ich glaube, dass mich die Landespartei nicht ausschließen kann. Die Bundespartei hat das offenbar schon erkannt, Frau Haubner will mich ja noch einmal ausschließen. Damit es auch sicher ist, muss man jemanden zwei Mal totschlagen. Ich werde jedes Rechtsmittel ergreifen, nicht nur das Parteigericht, sondern werde auch den Weg zu den Gerichten bis hin zum Verwaltungsgerichtshof beschreiten. Dann werden wir die innerparteiliche Demokratie der Partei auf den rechtsstaatlichen Prüfstand stellen.

STANDARD: Bereuen Sie es schon, die Partei öffentlich kritisiert zu haben?

Mölzer: Nein, bittschön, dazu stehe ich 100-prozentig. Diese Kritik ist schmerzhaft, aber sie ist das einzige Heilmittel und die einzig mögliche Basis für ein Wiederfinden eines sinnvollen Weges. Wenn man sich der Kritik nicht stellt, ist es völlig sinnlos. Seit Ruchbarwerden dieses Beschlusses habe ich hunderte Anrufe von Leuten erhalten, die zurücktreten oder von der Partei austreten wollen. Da geht schon ein Ruck durch die Basis. Haider scheint es darauf anzulegen. Ich weiß nicht, ob man nicht nur ein paar lästige Kritiker, sondern womöglich ein lästiges Kernwählerlager loswerden will.

STANDARD: Wird die Meinungsfreiheit in der FPÖ abgeschafft?

Mölzer: Das ist ja mein großer Kritikpunkt. Eine Partei, die freiheitlich heißt, die für die Freiheit des Wortes und der Meinung eintritt, und so etwas dann mit Parteiausschluss ahndet, ist schon traurig.

STANDARD: Was halten Sie von der FPÖ neu?

Mölzer: Für mich sieht es so aus, als wolle Haider mit Gewalt eine Abspaltung betreiben. Wobei er wahrscheinlich der Meinung ist, dass er auf die Wiener nicht verzichten kann und vorher die lästigen Kritiker abspalten möchte, um dann die Wiener doch noch für seine Gründung zu inhalieren. Wenn diese Partei eine orangefarbene Wellnessgruppe sein soll, ohne Inhalte und ohne weltanschauliche Fundierung, wird sie keine lange Lebensdauer haben. Aber mit medialer Unterstützung ist er sicher gut für ein paar Prozent, das glaube ich schon.

STANDARD: Was die Ideologie betrifft, scheint Jörg Haider flexibler zu sein als Sie

Mölzer: Das ist er in der Tat. Das meine ich nicht als Kompliment.

STANDARD: Wird es der FPÖ neu gelingen, Heinz Christian Strache auf ihre Seite zu ziehen?

Mölzer: Das glaube ich nicht. Strache hat immer wieder betont, dass unsere Treue der freiheitlichen Gesinnungsgemeinschaft gehört und dass man die Partei nicht wechselt wie ein schmutziges, abgetragenes Hemd. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.3.2005)