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Direktorin Karin Bergmann.

Foto: apa/jäger

Wien - Eine gewisse Erschöpfung meint man der Burgdirektorin anmerken zu dürfen. "Es geht um Kunst, nicht ums Geld", bemerkte Karin Bergmann eingangs der Saisonpressekonferenz 2014/15 am Lusterboden der Burg. Den Gedanken an den Mammon müsse sie ohnedies die ganze Zeit über im Hinterkopf behalten.

Seit elf Wochen ist Bergmann im Amt. Üblicherweise bekomme man 100 Tage Einarbeitungsfrist zugestanden. Sie habe in der Zwischenzeit das Burg-Programm aus dem Boden gestampft. Es umfasst 13 Premieren. Die Liste der Vorhaben schließt die Bespielung des Kasinos ausdrücklich nicht ein.

Gespart wird an allen Ecken und Enden. Nur gemerkt werden soll es nicht. Im Kasino können neben alten Produktionen nur noch Projekte Eingang finden, "die wir unterwegs erfinden". Bergmann: "Das heißt nicht: Klappe zu!" Klappe auf aber eher auch nicht. Vier Regie-Positionen Hartmanns galt es zu ersetzen. Insgesamt setzt sich das Programm "fifty-fifty" aus alten wie neuen Vorhaben zusammen. Apropos 100 Tage: Am 26. Juni sei es so weit. Dann werde Frau Bergmann "etwas trinken". Dass der Kulturminister wegen einer Vertragsverlängerung auf sie zukommen werde, glaubt sie übrigens eher nicht.

Das Saisonprogramm verhandelt so einleuchtende Fragen wie die nach dem Verhältnis des Individuums zum Staat. Nach der Übernahme der Letzten Tage der Menschheit aus Salzburg wird Dusan David Parízek die Joseph-Conrad-Adaption von Wolfram Lotz, Die lächerliche Finsternis, im Akademietheater uraufführen. Jan Bosse inszeniert Dantons Tod (mit Heimkehrer Joachim Meyerhoff), Christian Stückl nimmt sich Peter Turrinis Tonhof-Stück Bei Einbruch der Dunkelheit an. Nach Andersens Die Schneekönigin versucht sich Regisseur Robert Borgmann als Hebamme von Ewald Palmetshofers Die Unverheiratete.

Das neue Jahr eröffnet David Bösch im Haupthaus mit Kleists Käthchen von Heilbronn. Ein noch ungenannter Regisseur inszeniert die Egomanie-Studie Das Konzert von Hermann Bahr. Roland Schimmelpfennig betreut sich als Regisseur selbst (Das Reich der Tiere). Michael Thalheimer sammelt als Jelinek-Interpret (Die Schutzbefohlenen) Lorbeer. Barbara Frey bemeistert Labiche, Jette Steckel debütiert mit Antigone. (Ronald Pohl, DER STANDARD, 4.6.2014)