Ein Bewegungsraum in der Größe von 60 m² gehört für die Experten zur "Mindestaustattung".

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Wien - Gesagt, getan. Oder eben nicht. Zwar werden - vom Kanzler abwärts - heimische Politiker nicht müde zu betonen, wie wichtig ihnen das Thema Bildung ist. Auch dass Bildung bereits im Kindergarten anfängt, hat sich bis zu den Regierungsparteien herumgesprochen. So ist in der jüngsten 15a-Vereinbarung, die die Mittelaufteilung für ein Mehr an Kindergartenplätzen zwischen Bund und Ländern regelt, vom Ausbau des Kinderbildungs- und -betreuungsangebots die Rede.

Doch diese Erkenntnis mündet nicht automatisch in konkrete Taten. Jedenfalls nicht, wenn es um grundsätzliche Weichenstellungen geht, findet Johannes-Maria Lex von der Plattform Educare, einem Verein zur Förderung der Elementarpädagogik. Über den Pakt zwischen Bund und Ländern hat sich Lex etwa so "wahnsinnig gegiftet", dass er vor wenigen Tagen eine Onlinepetition für ein einheitliches Bundesrahmengesetz gestartet hat. Damit endlich jedes Kind einheitliche Qualitätsstandards im Kindergarten vorfindet - unabhängig davon, ob es in Wien oder Vorarlberg eine Kindertageseinrichtung besucht.

Aus dem Forderungskatalog der bisher fast 500 Petitionsunterstützer: Eine Pädagogin soll künftig für bis zu acht Drei- bis Sechsjährige zuständig sein (statt derzeit bis zu 25), bei den unter Dreijährigen reduziert sich die Zahl der Kinder gar auf drei pro Pädagogin. Auch den Raumbedarf will die Expertengruppe einheitlich geregelt sehen: Ein Bewegungsraum mit 60 Quadratmetern gehöre dabei "zur Mindestausstattung". Gefordert wird zudem ein stärkeres Bekenntnis zur Inklusion aller Kinder, nicht mehr als 25 Schließtage (Wochentage) pro Jahr und natürlich die "Professionalisierung der Mitarbeiterinnen im elementarpädagogischen Bereich". Soll heißen: Kindergärnterinnen sollen künftig mindestens einen Bachelorabschluss zur Berufsbefähigung vorweisen können.

Eltern sensibilisieren

Initiator Lex geht es darum, mit der Petition die Aufmerksamkeit wieder auf das Thema Kindergarten zu lenken. Auch die der Eltern, die noch immer nicht ausreichend für die Problematik sensibilisiert seien. "Ich will die Politiker sekkieren", sagt Lex im Gespräch mit dem STANDARD. Damit ihm das auch nachhaltig gelingt, wünscht er sich ähnlich starken Zuspruch wie die Gewerkschaft GPA, die im Vorjahr rund 4000 Unterschriften für das gleiche Anliegen zusammenbekommen hatte. Einst war ein solches Bundesrahmengesetz auch ein Anliegen der SPÖ, die 2006 einen entsprechenden Entschließungsantrag im Parlament einbrachte. Ähnliche Anträge von Grünen und Neos wurden Mitte März hingegen mehrheitlich vertagt.

Manche wollen nicht mehr auf die Politik warten: Der Verein Kinder in Wien startet mit der Hochschule Koblenz ab Herbst einen privaten Studiengang zur Qualifizierung seiner Mitarbeiterinnen. (Karin Riss, DER STANDARD, 5.6.2014)