John Gray sorgt sich wegen Umsatzeinbrüchen durch feministische Ideen.

John Gray hat mit seinem Buch "Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus" nicht nur sehr viel Geld verdient. Er ebnete mit diesem Bestseller auch den Weg für zahlreiche Bücher mit ähnlichen "Mann versus Frau"-Titeln samt Anleitungen à la "Leben und Lieben leichtgemacht dank Geschlechterstereotypen".

Nun sieht der US-amerikanische Paar- und Familientherapeut (!) Gray sein Geschäftsmodell, seinen LeserInnen "den" Mann und "die" Frau zu erklären und wie sie als Paar zu funktionieren hätten, offenbar gefährdet. "Der Grund, warum es viele Scheidungen gibt, ist, dass der Feminismus die Unabhängigkeit von Frauen fördert", äußerte sich Gray kürzlich besorgt gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Zwar sei er glücklich, dass Frauen größere Unabhängigkeit finden, so Gray. Aber jetzt solle dann auch wieder Schluss damit sein, denn "wenn man weiter in diese Richtung geht, wer wird dann zu Hause sein?".

Gratulation an die amerikanischen Kolleginnen

Es ist im Übrigen nicht nur der Feminismus, der Ehen zerstört, weiß John Gray. Auch das Internet, "konkret die Internetpornografie", zerstöre den Bund fürs Leben. Diese Sätze stammen also von einem Bestsellerautor, der über Geschlechterverhältnisse schreibt. Und dessen Bücher mehr als 50 Millionen Mal verkauft wurden.

Wenigstens hält Gray mit seiner wahren Sorge nicht hinter dem Berg: Die Verbreitung feministischer Ideen in den USA habe den Verkauf seiner Bücher gebremst.

Na bitte! Wir gratulieren den amerikanischen Kolleginnen herzlich, zitronieren John Gray extrasauer und raten: feministische Ideen lesen, am besten im Internet. (Beate Hausbichler, dieStandard.at, 6.6.2014)