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Bekommt Kritik dieser Tage oft schriftlich zu hören: Familienministerin Sophie Karmasin, hier zu Besuch in einem Kindergarten.

Foto: APA/Fohringer

Solche Post bekommt man gerne. In einem Schreiben an den österreichischen Berufsverband der Kindergarten- und HortpädagogInnen (ÖDHK) sagt Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl (ÖVP) diesen seine Unterstützung im Kampf gegen Bildungsungerechtigkeiten zu.

Gleichzeitig kritisiert er damit Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP), die vor kurzem ihre Position zu einer Akademisierung des Berufsfelds der Kleinkindpädagoginnen mit der Frage "Müssen wir jetzt auch akademische Tischler haben?" ausdrückte - und damit den darauffolgenden öffentlichen Briefwechsel in Gang setzte.

Briefauftakt

Der Reihe nach: Karmasin skizziert in der "Furche" vom 5. Juni ihre Position zur Pädagoginnenausbildung. "Wenn wir nur noch Akademiker in Kindergärten beschäftigen würden, dann wäre das System nicht aufrechtzuerhalten, von einem Ausbau gar nicht zu reden", sagt sie da. Und sie erachtet "es auch nicht für notwendig, weil die Ausbildung für unsere Kindergartenpädagogen ein sehr hohes Niveau hat".

Dass eine ziemlich große Zahl von Bildungsexperten genau dieses österreichische Ausbildungssystem seit Jahren kritisiert und konkrete Vorschläge für ein weiterführendes Studium vorgelegt hat, hat den ÖDHK und die in der Elementarpädagogik engagierte Plattform Educare empört. "Das Fass zum Überlaufen" hat aber der Tischler-Vergleich der Familienministerin gebracht - jedenfalls für Raphaela Keller vom ÖDHK und Heide Lex-Nalis von Educare, die im danach folgenden offenen Brief an Karmasin auflistet, worauf sich diese Empörung gründet.

Brieffortsetzung

Unter anderem heißt es da: "Gehen Sie tatsächlich davon aus, dass die derzeitige Berufsausbildung, die im Alter zwischen 14 und 19 Jahren - einpresst in das Korsett des Schulalltages einer maturaführenden Schule - ein 'sehr hohes Niveau' hat?" Außerdem will Lex-Nalis wissen, ob Karmasin glaube, "dass alle 27 europäischen Staaten, die ihre KindergartenpädagogInnen auf tertiärem Niveau ausbilden, falsch liegen".

Die Ministerin hat noch nicht geantwortet. Dafür nutzt Wirtschaftskammer-Präsident Leitl die Chance für eine öffentliche Antwort. Er schreibt also in einem offenen Brief an die Bildungsaktivisten, dass er deren Forderung nach einem "bundesweiten Bildungsrahmenplan" sowie nach einer "einheitlichen und hochwertigen Ausbildung aller ElementarpädagogInnen" unterstützt. Denn, so Leitl: "Ich finde es schlichtweg nicht nachvollziehbar, dass es in Österreich vom Geburtsort eines Kindes abhängt, welche Qualität der Kindergarten in zumutbarer Entfernung hat und zu welchem Preis diese angeboten wird."

Antwortbrief

Nach einem Appell, Kindergärten nicht als "Aufbewahrungsstätten", sondern als Bildungseinrichtungen zu betrachten, schließt Leitl kämpferisch: "Bleiben Sie weiterhin bildungspolitisch so kritisch und aktiv – die Unterstützung von unserer Seite ist Ihnen gewiss!" Schließlich hat er ja auch selbst 2015 Wirtschaftskammer-Wahlen anstehen. (riss, derStandard.at, 18.6.2014)