Nun hat Albanien den Kandidatenstatus bekommen - auch weil Serbien bereits verhandelt. Eigentlich kommt das Signal aus Brüssel ziemlich spät. Denn bereits 2008 stellte die damalige Regierung den Antrag; die EU blieb aber wegen der fragwürdigen Wahlen skeptisch. Der Status ist nur ein Symbol, denn mit Verhandlungen darf Tirana noch nicht beginnen. Das hat man in Südosteuropa längst verstanden. Mazedonien hat etwa seit 2005 den Status, aber verhandelt noch immer nicht.

Man sollte sich aber daran erinnern: Bereits 2003 wurde Bosnien-Herzegowina, Serbien, dem damals noch nicht unabhängigen Montenegro, Albanien und Mazedonien beim Gipfel in Thessaloniki das Versprechen der EU-Integration gegeben. Seitdem hat sich dieses ziemlich verdünnt. Der Status für Albanien mit seinen 2,8 Millionen Einwohnern ist deshalb auch ein Zeichen, dass die EU-Erweiterungspolitik nicht völlig zum Stillstand gekommen ist.

Und das ist auch wichtig, weil die Erweiterung seit der Ukraine-Krise wieder verstärkt als geopolitisches Instrument verstanden wird. Die Frage ist, ob man sich das in den Hauptstädten der EU zu denken getraut, etwa auch im Hinblick auf die Republik Moldau. Es geht nicht nur um die Glaubwürdigkeit der EU bei den Aspiranten, sondern auch um die Glaubwürdigkeit gegenüber sich selbst. Und vielleicht auch um ein bisschen mehr Stolz auf die transformatorische Kraft, die man in Osteuropa bewiesen hat. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, 26.6.2014)