Noch ist kein Schuss auf den Habsburger Thronfolger gefallen, und doch lässt die Atmosphäre die kommende Gewitterentladung bereits erahnen. Man kann das aktuelle Programm der Reichenauer Festspiele als Kommentar zur Katastrophe von 1914 betrachten. Schnitzlers Das weite Land, drei Jahre vor Anbruch des Krieges entstanden, zeigt die Auflösungserscheinungen einer Gesellschaft, die ihre eigenen Verhaltensregeln und Normen nicht mehr ernst nimmt. Effi Briest (von Nicolaus Hagg nach Fontane) nimmt sich wie eine Skizze dazu aus. In 1914 - Zwei Wege in den Untergang zeichnet Hagg das Attentat von Sarajevo nach. In Der Prozess (ab 12. Juli) wird Kafkas Roman über die labyrinthischen Wege ins Verhängnis als "liturgisches Passionsspiel" aufgeführt. (poh, DER STANDARD, 1.7.2014)