Tolle "Zauberflöte": Martin Achrainer (Papageno) und Katrin Fuchs (Papagena).

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Klosterneuburg - Ihre Robe wie ein silbrig-glitzernder Wasserfall aus Aluminiumfolie, ihre Haare ein stürmisches Gewölk, ein hochfahrendes Gebirge aus Zuckerwatte, die schwarz geschminkten Augen zwei dunklen Höhlen gleich: Seit immer schon kulminiert alle kostümbildnerische Kreativität in der Darstellung der Königin der Nacht, so auch jene von Franz Blumauer in dieser Zauberflöte.

Es ist, Fazit first, eine bezaubernde Zauberflöte: Das szenische Geschehen (Inszenierung: Isabella Gregor) schnurrt so temporeich und gut geölt ab wie die Verbeugungschoreo beim Schlussapplaus, und musikalisch ist es ein Abend der delikaten Töne. Zu Beginn meint man sogar, die (nicht elektronisch verstärkten) Streicher der Sinfonietta Baden würden mit Dämpfer spielen, so zart, wie sie im himmelsoffenen Hof des Stifts Klosterneuburg an die Ohren des Publikums dringen.

Aber man gewöhnt sich daran, genießt bald die Leichtigkeit der Klänge des Orchesters: wie sanft sich kräuselnde Wellen, auf denen die Vokallinien mit Eleganz ihre Bahn ziehen. Der musikalische Leiter Thomas Rösner ist eine erstklassige Kraft; der Wiener animiert die Sinfonietta zu Beredtheit und Behutsamkeit, die frischen Akzentuierungen welken etwas durch die Akustik.

Ein Frischekick jeder Zauberflöten-Inszenierung ist natürlich der Papageno: Auf dem Radl schickt ihn Gregor ins Zauberspiel, am Ende lässt sie ihm Kinderküken sonder Zahl angedeihen. Martin Achrainer spielt ihn vital, fast überdreht und singt ihn mit festem Bariton; äußerst charmant Katrin Fuchs als Papagena. Gewinnend auch das "hohe Paar": Ilker Arcayürek (Tamino) mit einem dynamisch gedeckelten, doch honigweichen lyrischen Tenor, Valda Wilson als glänzende Pamina. Ebenfalls in die geschmeidige Richtung tendiert Antje Bitterlich; betörend ihre Aussprache, meist treffsicher die Koloraturen. Von eher hohler Autorität der Bass von Johannes Stermann (Sarastro), fallweise beeindruckend Matthäus Schmidlechner als Monostatos. Harmonisch die drei Damen, nach oben schlanker die drei Knaben.

Der Chor (Leitung: Thomas Böttcher) gefällt auch durch apart-skurrile Balletteinlagen (Monica Rusu-Radman). Sämtlichen Mitwirkenden gelingt das Kunststück, nicht in eine der grabenartigen Ausschnitte im Boden der Bühne zu fallen, bei der auf Symbolik sowie auf eine chamäleonhafte Angleichung an den frisch renovierten Stiftshof gesetzt wurde. Empfehlung. (Stefan Ender, DER STANDARD, 8.7.2014)