Schon das Cover macht klar: Dieses Buch nimmt sich selbst nicht ganz ernst. Na immerhin.

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Frauen fahren ganz anders Rad als Männer, schreiben Nynke de Jong und Marijn de Vries in ihrem Ratgeber "Frau & Rennrad": Sie verstünden nicht jedes Ortsschild als Aufforderung, sich in einem Sprintduell zu messen, heißt es darin. Und sie halten auch schon überhaupt nichts davon, nächtelang im Internet nach den ultimativen Laufradsätzen zu fahnden.

Stattdessen sorgen sie sich, wie man es schafft, "wenns drauf ankommt einen Kerl abzuhängen". Und, noch wichtiger, um die hoffentlich zu erwartende Traumfigur: "Verabschiede dich schon mal von deiner Cellulitis und begrüße deine wahnsinnig muskulösen braunen Beine und deinen knackigen Hintern."

Mögliches und Unmögliches

Das Buch beantwortet alle möglichen und unmöglichen Fragen: Welches Rad ist das richtige für mich? Was brauche ich noch an Zubehör? Was ziehe ich am besten an, ohne wie eine Presswurst auszusehen? Und, im Kapitel "Sex und Rennradfahren": "Wie schütze ich mich angesichts dieses brutal harten Sattels vor schmerzhaften Beschwerden an delikater Stelle?" Die Antwort: Augen zu und durch. "Eines Tages ist dein Schambereich gewöhnt an den harten Sattel und die unbequeme Haltung. Dann hast du dort nie wieder Wehwehchen. Erst recht nicht, wenn du vor dem Radfahren deine edlen Teile großzügig mit Sitzcreme und Vaseline einschmierst." Wenn das nicht Lust aufs Radeln macht?

Ein Großteil des Buchs richtet sich an Rennrad-Anfänger, egal welchen Geschlechts. Jene Kapitel, die sich explizit an Frauen wenden, sind weitgehend entbehrlich - genauso wie die reichlich verwendeten naiven Floskeln wie diese: "Rennradfahren ist ein ganz besonders gut geeigneter und angenehmer Sport für Frauen. Radfahren ist für deinen Körper viel besser als Joggen: keine harten Stöße, die deine Gelenke nicht abfedern können, sondern geschmeidige Bewegungen. Du bist an der frischen Luft, hast den Wind in den Haaren und die Sonne auf den Wangen. Unterwegs kannst du mit Freundinnen den neuesten Klatsch und Tratsch besprechen."

Zum Fremdschämen

Ein Buch, das so ohne jegliche Notwendigkeit, dafür aber in einer Sprache zum Fremdschämen ausschließlich weibliche Radfahrer anspricht, sorgt eher dafür, dass der Rennsport weiterhin als männliche Domäne angesehen wird. Auch wenn das Buch von Frauen für Frauen geschrieben wurde, Hürden abbauen und zum Radfahren motivieren soll, auch wenn es witzig gedacht und vereinzelt tatsächlich unterhaltsam ist: Im Grunde sabotieren sich die beiden Profi-Radfahrerinnen selbst. Gut gemeint ist eben nicht immer auch gut. (fbay, derStandard.at, 11.8.2014)