Immerhin hatte man darauf verzichtet, Kavallerie und Infanterie zum Einsatz zu bringen. Die Polizei kam schließlich mit 1700 Beamten aus, um 19 Punks aus einem verbarrikadierten Haus zu holen. Panzer, Hubschrauber und Wasserwerfer reichten zur Unterstützung. Eine logistische Glanzleistung der Einsatzleitung.

Im Ernst: Der Einsatz zur Räumung der "Pizzeria Anarchia" war völlig überzogen. Die Leichtfertigkeit, mit der hier eine absurde Materialschlacht geschlagen wurde und ein paar Hausbesetzer als brandgefährliche Staatsfeinde dämonisiert wurden, ist nicht zu rechtfertigen. Der kriegsähnliche Belagerungszustand, den die Polizei inszeniert hatte, entsprach in keiner Weise dem Bedrohungsszenario: Eine unauffällige Beobachtung des Einsatzziels in den Tagen zuvor hätte ausgereicht, um zu wissen, dass sich hier keine 300 gewaltbereiten Punks versteckt hielten.

Es ist eine Frechheit, dass die Kosten für diesen Einsatz schulterzuckend auf die Allgemeinheit abgewälzt werden. Neben den Immobilienspekulanten, die diesen Zustand verursacht haben, sollten auch die Verantwortlichen in der Polizeiführung für diese Entgleisung zur Rechenschaft gezogen werden. Dass der Arrestwagen, in dem die Festgenommenen abtransportiert wurden, schließlich von einem Dutzend Beamten angeschoben werden musste, weil offenbar der Motor abgestorben war, passt gut in das kottaneske Bild, das die Polizei an diesem Tag abgegeben hat. (Michael Völker, DER STANDARD, 30.7.2014)