Egal, wie sie es macht, die Polizei ist immer der Watschenmann. Muss sie einen Aufmarsch der Rechten sichern, schreien die Linken; werden Besucher des Akademikerballs bespuckt, machen die Rechten die Polizei dafür verantwortlich; hält sich die Staatsgewalt bei Demos dezent im Hintergrund, wird die Deeskalationstaktik belächelt, zeigt sie Präsenz, heißt es, man schieße mit Kanonen auf Spatzen.

Dabei hat es diesmal doch eigentlich funktioniert: Bei der Räumung der von Punks besetzten "Pizzeria Anarchia" in der Wiener Leopoldstadt wurde niemand verletzt, der gerichtlich angeordnete Auftrag ist erledigt. Ob dafür 1700 Beamte im Dreischichtbetrieb oder 200 oder 20 aufgewendet werden, ist doch nebensächlich. Dass die Polizei sozusagen auf Nummer sicher geht, weil man nicht genau weiß, wie sich die Situation entwickelt, kann man ihr nicht vorwerfen. Wer altersmäßig bereits mit einem Langzeitgedächtnis ausgestattet ist, hat Szenen von regelrechten Straßenschlachten bei Räumungen in Wien in Erinnerung.

Im konkreten Fall der Räumung des besetzten Hauses kam außerdem dazu, dass die Polizei eine Suppe auslöffeln musste, die von anderen eingebrockt worden war. Die unschöne Mischung aus Immobilienspekulation und Ausnützung einer obdachlosen Randgruppe ist ja nicht von heute auf morgen entstanden. Direkt vor unseren Augen. Die Rechnung dafür müssen wir nun eben selbst bezahlen. (Michael Simoner, DER STANDARD, 30.7.2014)