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Maryam Mirzakhani

Foto: EPA/MARYAM MIRZAKHANI/STANFORD UNIVERSITY

“Gratulation an Maryam Mirzakhani, die erste Frau, die die Fields-Medaille bekommen hat. Sie macht uns Iraner sehr stolz” - dieser Tweet von Irans Präsident Hassan Rohani sorgte vergangene Woche für Aufsehen in den sozialen Netzwerken. Nicht wegen des Textes, sondern wegen der beiden Bilder, die an den Text angehängt waren. Eines zeigt Mirzahkani mit Kopftuch, wie es im Iran für Frauen vorgeschrieben ist. Das andere Bild zeigt die Preisträgerin ohne das islamische Kleidungsstück - ein Novum für einen iranischen Präsidenten.

Die nach dem kanadischen Mathematiker John Charles Fields (1863-1932) benannte Auszeichnung wird seit 1936 traditionell beim Internationalen Mathematikerkongress (ICM) vergeben. Geehrt werden immer zwei bis vier Mathematiker unter 40 Jahren für herausragende Entdeckungen auf ihrem Fachgebiet. Mit Maryam Mirzakhani wurde erstmals eine Frau mit der Medaille bedacht.

Der Tweet wurde mehr als 3000-mal geteilt und sorgte für heftige Diskussion: Was wollte Rohani mit den beiden Bildern bezwecken? Viele User meinten, Rohani wolle ein Zeichen an die vielen hochqualifizierten Frauen des Landes senden, die immer öfter der Islamischen Republik den Rücken kehren.

Maryam Mirzakhani ist eine davon: Die Mathematikerin gewann in den 90er-Jahren zweimal bei der internationalen Mathematik-Olympiade, wenig später hatte sie ihren akademischen Abschluss an der Sharif-Universität in Teheran erlangt. 1999 ging sie in die Vereinigten Staaten, um in Harvard zu studieren. Mittlerweile ist sie Professorin an der angesehenen Stanford-Universität.

Hohe Qualifikation, wenig Jobs

Mirzakhanis Karriereweg ist nicht ungewöhnlich für hochqualifizierte iranische Frauen. Die vergangenen Jahre folgten Tausende ihrem Vorbild. Irans Frauen sind im Vergleich zu benachbarten Ländern hochgebildet, einen Universitätsabschluss zu besitzen ist für iranische Frauen alles andere als ungewöhnlich - an den Universitäten gibt es sogar mehr weibliche Studierende als männliche.

Allerdings ist es nicht immer einfach, diese Qualifikation auch zu erlangen. 2012 haben 36 iranische Universitäten Frauen in insgesamt 77 Studien nicht zugelassen. Auch Jobs zu finden ist für qualifizierte Frauen im Iran nicht immer einfach. Gerade in der Erdölindustrie finden Frauen im Iran kaum Arbeit.

Einschränkungen

Neben diesen ganz handfesten Karriereproblemen verlassen aber auch immer mehr Iranerinnen und Iraner wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage und der starken Einschränkungen in der Islamischen Republik ihr Heimatland.

Insgesamt haben deswegen seit 2009 mehr als 300.000 Iraner das Land verlassen, wie die Weltbank schätzt. Die Islamische Republik bildet also junge Staatsbürger um viel Geld aus, die dann versuchen, so schnell wie möglich das Land zu verlassen, um in Europa oder den Vereinigten Staaten Fuß zu fassen. Rohani steht unter Druck, diesen Trend umzukehren und qualifizierte Iraner im Land zu halten.

Der iranische Präsident hat sich unter anderem dafür eingesetzt, die Kleidervorschriften in der Islamischen Republik nicht allzu strikt durchzusetzen. Auf Twitter erntete Rohani für seine Nachricht großteils Lob, Kritik von konservativen Stimmen gab es nur vereinzelt, was wohl daran liegen dürfte, dass der Kurznachrichtendienst am meisten von liberalen iranischen Kräften verwendet wird. (red, derStandard.at, 18.8.2014)