Salzburg - Eher unangenehm: Nachdem sie am Freitag bei La Favorite von ihrer guten Form Zeugnis abgelegt hatte, sagte Elina Garanca kurzfristig ihren sonntägigen Liederabend ab. Sie sei nach dem Belkantomarathon ziemlich erschöpft gewesen - ein Tag Pause reichte zur Regeneration nicht aus. Sie soll ja am Dienstag in La Favorite abermals auf der Bühne stehen. Unangenehm also diese Absage infolge einer etwas zu ambitionierten Auftrittsplanung, wobei sie improvisatorischen Ehrgeiz geweckt zu haben schien.

Alexander Pereira hat jedenfalls eine Menge Kapazitäten zu einem bunten Ersatzabend überredet, den anzupreisen er sich im Haus für Mozart auch nicht nehmen ließ. Gute Entscheidung: Die sommerliche Salzburg-Sesshaftigkeit der an Opernproduktionen beteiligten Sänger drängt förmlich danach, in einem Potpourri zu vermitteln, welche Kompetenz so ein Festival versammelt.

Strauss' Morgen etwa hauchte Michael Schade (steht bei Fierrabras auf der Bühne) hoch empfindsam im Geiste intimer Sangeskunst. Und Krassimira Stoyanova (beim Rosenkavalier eine tolle Marschallin) bestätigte kurz als Desdemona (aus Verdis Otello) ihre bestechende Form, so es um gehaltvolle Darstellung von Emotionen geht. Während all dies geschah, stand Francesco Meli (als Manrico beim Trovatore) im großen Festspielhaus noch auf der Bühne. Logisch, dass er erst im Finale des bunten Programms vorbeikam, um dann aber hohe Pianissimokünste und Schönklang anhand von Tosti und Puccini zu demonstrieren. Packend seine Variante von Cavaradossis E lucevan le stelle aus Tosca.

Heiteres mit Rossini

Zu diesem Zeitpunkt hatte Günter Groissböck (im Rosenkavalier ein fulminanter Ochs auf Lerchenau) längst mit klar und eindringlich modellierten Schubert-Liedern überzeugt. Und sollte dabei Melancholie aufgekommen sein, sorgten Javier Camarena und Nicola Alaimo (beide in der Cenerentola zu erleben) als lockeres Rossini-Buffo-Duo für einen Auftritt der Heiterkeit.

In Summe ein hochkarätiger Ersatzabend (unterstützt von den Pianisten Ann Beckman, Malcolm Martineau und Sarah Tysman), bei dem auch Teilnehmer des Young Singers Projekt aushalfen. Mit Manuel Walser, Marie-Claude Chappuis und Diana Haller wurde also en passant darauf aufmerksam gemacht, dass in Salzburg auch Nachwuchsarbeit geleitet wird. Reichlich Applaus. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 26.8.2014)