Wien - Die Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit nutzt den heutigen Welttag des Kindes um eine "substantielle Veränderung im Bildungssystem" anzuregen. Präsident Klaus Vavrik wünscht sich ob des unmittelbaren Zusammenhangs von Bildung und Gesundheit "nicht bloß die x-te Schulreform", sondern eine "pädagogische Klimaerwärmung" mit mehr Wohlbefinden für alle Beteiligten.

Als Begründung fährt man einiges an Zahlenmaterial auf. So leidet laut Kinderliga ein Drittel aller LehrerInnen "mehrmals wöchentlich an Müdigkeit und Erschöpfung". Gleichzeitig würden rund 40 Prozent der 15-jährigen SchülerInnen angeben, "wöchentlich oder öfter Beschwerden wie Kopf-, Bauch- oder Rückenschmerzen, Schwindel oder Nervosität" zu haben. Und: Die Rate der jugendlichen RaucherInnen sei "linear dort am niedrigsten, wo das Verhältnis zu den Lehrkräften am besten ist".

Geht ans Zentralnervensystem der Gesellschaft

Gerald Koller, den die Liga als Experten für Gesundheitsförderung in Bildungsprozessen heuer mit an Bord geholt hat, beschreibt im Gespräch mit dem STANDARD zudem folgendes Problemfeld: "Das zentrale Gesundheitsproblem in Europa ist nicht mehr auf körperlicher Ebene, sondern die mentale Gesundheit." Insbesondere Frauen seien davon betroffen, aber auch unter Jugendlichen gäbe es einen "massiven Anstieg". Koller: "In den Banlieus in Paris brennen keine Autos mehr. Das geht an das Zentralnervensystem einer Gesellschaft, wenn die Jugendlichen innerlich veröden."

Man wünscht sich also eine neue "Bildungsatmosphäre", auch in der neuen PädagogInnenbildung müsse das Thema Persönlichkeitsentwicklung "ein tragender Teil der Ausbildung" sein. Die Kinderliga widmet ihre 2. Jahrestagung dem Thema "Beziehungsbildung". (mte, riss, DER STANDARD, 19.09.2014)