Heinz Hochegger über sein Engagement bei der FPÖ: "Ich habe keine Flyer verteilt, die in den Hardcorebereich gehen."

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Heinz Hochegger, im Mai ausgetretener langjähriger FPÖ-Funktionär, derzeit freier Gemeinderat in Wolfsberg, engagiert sich nun bei den Neos. Er sei schon immer bürgerlich-liberal gewesen, für die FPÖ habe er "keine Flyer verteilt, die in den Hardcorebereich gehen", sagt Hochegger.

Ursprünglich hätte Hochegger Regionalkoordinator für die Neos im Lavanttal werden sollen. Das berichtete die Kleine Zeitung am 23. September. Weil er allerdings bei den "offenen Vorwahlen mit Bürgerbeteiligung" noch kein Mandat errungen habe, wurde "vereinbart", dass er die Funktion doch nicht übernimmt, jedoch bei den "Vorwahlen für die Gemeinderatswahl in Wolfsberg antreten kann". Das erklärte die Bundespartei vor Erscheinen dieses Interviews gegenüber derStandard.at.

derStandard.at: Wie kann man als ehemaliger FPÖ-Politiker zu den Neos wechseln? Wie passt das zusammen?

Hochegger: Ich habe bei meinem Rücktritt als FPÖ-Vizebürgermeister schon kritisiert, dass es einfach keine politische Erneuerung gab. Wenn man nicht mehr weiterweiß, wird die Ausländerkeule geschwungen. Das ist nicht mein Ding.

derStandard.at: Sie waren von 2002 bis 2014 FPÖ-Mitglied. Warum sind Sie nicht von Anfang an zu einer anderen Partei gegangen?

Hochegger: Jörg Haider hat mich angesprochen. Er war viel in Kärnten unterwegs, so ist es dazu gekommen.

derStandard.at: Die FPÖ hatte schon im Jahr 2002 den Ruf, gern die Ausländerkeule zu schwingen. Warum hat es Ihnen erst 2014 gereicht?

Hochegger: Ich war immer ein politisch interessierter Mensch und hatte immer eine bürgerlich-liberale Einstellung. In meiner Gemeinde bin ich mit der Bundes- und Landespolitik wenig in Berührung gekommen. Ich habe mich auf meine Arbeit konzentriert und geschaut, dass in Wolfsberg etwas weitergeht.

derStandard.at: Die FPÖ ist bis in die Gemeinden bekannt für ihre rechte und ausländerfeindliche Politik und ist auch oft am Nationalsozialismus angestreift.

Hochegger: Nicht nur einmal.

derStandard.at: Und das haben Sie immer weggesteckt? Oder war es Ihnen egal?

Hochegger: Nein, ich habe mich immer geärgert. Mein Großvater hatte einen guten Spruch: Geht man nicht mit der Zeit, dann geht die Zeit mit dir. Die Zeiten ändern sich, man kann nicht die Politik von vor Jahrzehnten machen.

derStandard.at: Sie sind aber vermutlich auch bei Landtags- und Nationalratswahlen für die FPÖ in Ihrer Gemeinde herumgelaufen und haben Flyer verteilt.

Hochegger: Ja, aber: Ich habe keine Flyer verteilt, die in den Hardcorebereich gehen.

derStandard.at: Die Freiheitliche Partei in Kärnten hat dem Land sehr geschadet, auch in finanzieller Hinsicht.

Hochegger: Ich habe bereits 2012 kritisiert, wie man mit den Menschen umgeht. Das betrifft diese Ära. Aber es ist nicht meine Art, Schmutzwäsche über die Medien zu waschen.

derStandard.at: Die FPK hat die Menschen viel Geld gekostet. Sie müssen sich die Frage gefallen lassen, warum Sie diese Politik mitgetragen haben.

Hochegger: Nicht falsch verstehen: Ich bin Kommunalpolitiker in Wolfsberg. Zu den Entscheidungen des Landes müssen Sie Landtagsabgeordnete fragen.

derStandard.at: Was gefällt Ihnen bei den Neos?

Hochegger: Die Bildungspolitik. Sie ist der Nährboden eines Staates. In Österreich hat die Parteipolitik aber in dieser Sache mehr zu sagen.

derStandard.at: Sind Sie für die Gesamtschule?

Hochegger: Ein schwieriges Thema. Wenn jeder die gleichen Chancen hat, warum nicht. Man muss das abwägen.

derStandard.at: Wie gefällt Ihnen das Auftreten Ihres neuen Parteichefs Matthias Strolz?

Hochegger: Sehr energiegeladen. Solche Leute gefallen mir. Er will wirklich etwas ändern, ich hoffe nur, dass er so bleibt. So ist er authentisch. Man kann ihn spüren. Von den anderen Parteien hört man nur Blabla. Bei Strolz hat man das Gefühl, dass er ernst meint, was er von sich gibt.

derStandard.at: Siegfried Kampl, Bürgermeister von Gurk, hat den Nationalsozialismus verteidigt. Soll Kampl - so wie er angekündigt hat - tatsächlich wieder als Bürgermeister kandidieren?

Hochegger: Das muss er mit sich selbst ausmachen. Aber ich würde es ihm nicht empfehlen mit dieser Denkweise über den Nationalsozialismus. Da ist etwas danebengegangen.

derStandard.at: Sie sind Vizeleutnant beim Bundesheer. Wie soll es mit dem Bundesheer weitergehen?

Hochegger: Das Bundesheer ist mitunter in der Verfassung verankert. Aber die Demontage des Militärs ist nicht zweckmäßig. Das System wieder hochzufahren dauert sehr lange und kostet sehr viel Geld. Wir haben mehr als 400 Konfliktherde auf der Welt.

derStandard.at: Wenn es nach den Neos geht, würde Österreich das Bundesheer durch eine Europaarmee ersetzen.

Hochegger: Ich glaube nicht, dass das so einfach geht. Österreich bildet jetzt schon Battlegroups, die in einer europäischen Sicherheitspolitik Platz finden.

derStandard.at: Spitzenkandidatin Angelika Mlinar sprach sich im EU-Wahlkampf für die Abschaffung des Bundesheers, der Neutralität und der Wehrpflicht aus. Tragen Sie diesen Aspekt der Parteilinie mit?

Hochegger: Nein. (Katrin Burgstaller, derStandard.at, 26.9.2014)