Das Prozedere ist wie am Flughafen: Check-in, Abgabe gefährlicher Gegenstände (in diesem Fall potenzieller Schummelhilfen) und der obligatorische Gang durch den Metalldetektor sind an diesem Morgen Anfang September die ersten Hindernisse auf dem Weg in die Messehalle.

Mein erster direkter Kontakt mit einer Hochschule - seit der Kinderuni - gestaltet sich etwas anders als erwartet: die graue, weite Halle, die Aufpasser, die Anweisungen des Vorsitzenden über Lautsprecher. Ich fühle mich an Orwells 1984 erinnert, das Setting des Tests hat etwas Dystopisches an sich.

Nachdem ich auf einem der hunderten Zweiertische Platz genommen habe, passiert erst mal für längere Zeit nichts, das Zeitfenster für den Einlass ist mit knapp zwei Stunden etwas lang bemessen. Ich versuche, die Zeit zu nutzen, und überschlage, wie viele Studienanwärter in der Messehalle sitzen. 1123 Studienplätze gibt es, sollten weniger Leute anwesend sein, hat jeder die Aufnahmeprüfung geschafft, unabhängig vom Testergebnis. So richtig sieht es nicht danach aus, als müsste heute um die Studienplätze gekämpft werden, ich komme auf knapp 900 Teilnehmer.

Frauen und Männer in giftgrünen "Uniwien"-Shirts teilen die Prüfungsbögen aus, und auf das "Los" des Vorsitzenden geht es auch wirklich los: Alle öffnen gleichzeitig ihren Fragebogen und setzen die Stifte an.

Ich fülle den Antwortbogen vor mir langsam mit Kreuzen, der mit seinen unerkennbaren Mustern nach und nach an die Matrizen erinnert, die man im sogenannten kognitiven Teil des Tests vervollständigen soll.

Nach 120 Minuten meldet sich die Stimme aus den Lausprechern zurück und verkündet - vor Auswertung der Prüfungsbögen - das Ergebnis des Tests: Alle haben es geschafft.

Kurz brandet Jubel in der Halle auf, jeder heute hier Anwesende darf Publizistik studieren. Ich kann mich aber nicht so richtig freuen und frage mich, wozu ich meine Zeit überhaupt in das Lernen der zuvor erhaltenen Skripten gesteckt habe. Und wie viel kostet so ein Aufnahmetest in der Messehalle die Uni eigentlich? Die Sicherheitsmänner von G4S waren sicher nicht gratis. (David Tiefenthaler, DER STANDARD, 2.10.2014)