Zwei Drittel, ein Drittel. Diese beiden Bruchzahlen weisen auf ein Kernproblem der Spitalsmisere hin. Das Salär der Spitalsärzte setzt sich in der Regel zu zwei Dritteln aus dem Grundlohn und einem Drittel aus diversen Nacht- und sonstigen Diensten zusammen.

Das heißt, ein Drittel des Lohnes muss mit "Überstunden" lukriert werden. Dazu kommen schlechte Arbeitsbedingungen und Managementaufgaben, die nicht zur Medizinerarbeit gehören. Es ist nachvollziehbar, das Spitalsärzte klagen, oft am Limit zu arbeiten. Man muss aber auch ein Auge darauf haben, dass manche Ärzte, vor allem Spitzenmediziner, zwar humanere Arbeitszeiten bei Lohnausgleich fordern - aber dann als freie Ärzte in den Sanatorien oder der Praxis noch viele Stunden weiterarbeiten.

Das Arbeitszeitproblem wird jedenfalls ohne zusätzliche Finanzmittel nicht zu stemmen sein. Die Spitalserhalter, die Länder, haben kein Geld und im Grunde wenig Interesse, den Status quo ihrer Spitäler zu ändern, um nicht den Einfluss darauf zu verlieren. Das alles scheint einfach nicht lösbar zu sein, solange sich nicht die Bundesregierung zu einem Paukenschlag aufrichtet, das System komplett umkrempelt und endlich - ein zentraler Punkt - die Finanzierung des Gesundheitswesens aus einem Topf organisiert, um das Finanzierungschaos zu beenden.

An der "Dauerbaustelle Gesundheit" wird zu ermessen sein, was die neue Regierungstruppe wirklich draufhat. (Walter Müller, DER STANDARD, 6.10.2014)