Bild nicht mehr verfügbar.

Den Umgang mit Patienten erlernen, ist Ziel der Einheit "Soziale Kompetenz" im Medizinstudium.

Foto: APA/Gindl

Wien - Am Anfang hatte Eva Wallner, Studentin im dritten Semester, das Gefühl, überfordert zu sein. Sie wusste nicht, wie sie auf ihre Patientin reagieren soll. Sie entschied sich fürs Zuhören, und das war dann auch der richtige Weg. Gleich eine der ersten Einheiten für Medizinstudenten in Wien ist die verpflichtende Lehrveranstaltung "Soziale Kompetenz": Werden beim EMS-Test, der Aufnahmeprüfung für das Medizinstudium, vor allem kognitive Fähigkeiten und Wissen abgefragt, müssen im Studium soziale Fähigkeiten trainiert werden.

Die Medizinuniversität Wien organisiert die Lehrveranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Haus der Barmherzigkeit. Seit fünf Jahren ist sie Teil des Curriculums, 3.600 Studierende haben die Einheit schon absolviert, sagt Lehrgangsleiter Christoph Gisinger am Dienstag vor Journalisten. Nach einem Einführungsseminar werden die Studierenden in Kleingruppen auf Stationen und Wohngemeinschaften des Hauses der Barmherzigkeit geschickt. Dort sollen sie lernen, mit den Patienten zu kommunizieren, und einen wertschätzenden Umgang üben.

Anforderungen für Arztberuf

Ausgangspunkt war die Frage nach dem Anforderungsprofil für einen Arzt. Wichtiger Nebenaspekt: die Studierenden auf die Realität des Arztberufs vorzubereiten. Ein Großteil ihrer Patienten werden alte Menschen und chronisch Kranke sein. Im Zentrum steht die Frage: Wie begegnet man einem kranken oder behinderten Menschen? Von den Studierenden wird viel Eigeninitative verlangt. Wie sie auf die Patienten zugehen und wie sie sich mit ihnen beschäftigen, bleibt ihnen überlassen.

Laut Karin Gutiérrez-Lobos, Vizerektorin der Med-Uni Wien, ist das aber nicht die einzige Lehrveranstaltung, die auf die Entwicklung sozialer Kompetenzen abzielt. Aber es sei wichtig, dass sie am Anfang stehe, um die Studierenden auf die Anforderungen des Arztberufs vorzubereiten. "Medizin ist nicht nur eine Naturwissenschaft, sondern auch eine Beziehungswissenschaft", sagt Gutiérrez-Lobos. (mte, derStandard.at, 7.10.2014)