Verdis "Rigoletto" im kleinen, feinen Operntheater L.E.O.: Die Tragödie funktioniert auch mit wenig Aufwand.

Foto: CHRISTA FUCHS

Wien – Schon schön: dass es auch so funktioniert. Ohne Weltklasseorchester, ohne Weltklassesänger, ohne aufwändige und elendiglich teure Dekorationen. Kaori Asahara spielt auf dem stumpfen, verstimmten Scherben in einem größeren Hinterzimmer in der Ungargasse die ersten Takte von Verdis Rigoletto-Ouvertüre – und schon stellt sich ein Moment der Verzauberung ein: Das Musitheater beginnt, das Drama nimmt seinen Lauf.

Normalerweise müsste ja Stephen Delaney am großen Schwarzen sitzen und mit liebenswerter Lapidarität durch das Werk führen, aber Delaney macht im Schauspielhaus für Andrea Eckert, die dort die Lotte Lenya gibt, ja gerade auf Kurt Weill.

Also erzählt Elisabeth Wolfbauer in überaus liebenswerter und offenherziger Art, was in dem traurigen Stück über den Hofnarren des Herzogs von Mantua gerade so passiert – und trällert zwischendurch auch noch zwei kleinere Partien, die Giovanna und die Maddalena.

Ebenfalls im Mehrfacheinsatz ist Apostol Milenkov: Als Conte di Monterone verflucht er den Spaßmacher erst einmal, als Sparafucile sticht er (rein zufällig!) dessen Tochter Gilda ab. Apropos Gilda: Die wird am Letzten Erfreulichen Operntheater bei der Premiere von Teresa Gardner gesungen, einer neuzeitlichen Sirene, deren Timbre in den himmelsnahen Stimmregionen mehr terrorisiert als pläsiert.

Womit wir gleich bei Stefan Fleischhacker wären: Der L.E.O.-Gründervater, er singt den Duca di Mantova, erinnert in seiner bekömmlichen Mittellage an einen Tenor aus Schellackzeiten, weiter oben aber leider an einen schon etwas heiseren Marktschreier. Ach, wenn Fleischhacker zu Weihnachten doch nur ein Piano (die Lautstärke, nicht das Klavier) geschenkt bekäme.

Aber das L.E.O. war immer schon eine Spielwiese, auf der Amateure und Profis gleichermaßen herumtollten – und Rumen Dobrev gehört definitiv zu der letzten Gruppe: Der Bulgare singt die Titelpartie der Oper gewinnend, zeigt sich zu berührender Intimität als auch zu heftiger Wucht fähig. Applaus. (Stefan Ender, DER STANDARD, 11./12.10.2014)