Kommt noch einmal: Diesmal sagte Lotterien-Chef Friedrich Stickler im Prozess gegen Peter Westenthaler zur Causa Bundesliga aus.

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Wien - Der Mann mit dem tief sitzenden Linksscheitel muss gleich zwei Mal vor dem Wiener Straflandesgericht erscheinen. Friedrich Stickler ist gewissermaßen Sinnbild für die beiden Themenkomplexe die im Untreue- und Betrugsprozess gegen Ex-BZÖ-Obmann Peter Westenthaler zur Verhandlung stehen:

Einerseits geht es um von der Anklage vermutete "Scheinzahlungen" in Höhe von 300.000 Euro, welche die Österreichischen Lotterien im Sommer 2006 der BZÖ-eigenen Werbeagentur Orange für ein inhaltlich wertloses Gutachten zum Thema Responsible Gaming überwiesen haben sollen. Der Verdacht: Casinos-Austria-Chef Leo Wallner (aus gesundheitlichen Gründen derzeit nicht verhandlungsfähig) habe sich damit das Nein des BZÖ zur bevorstehenden Aufweichung des Glücksspielmonopols erkaufen wollen. Dazu wird Stickler im November in seiner Rolle als Lotterienvorstandsdirektor aussagen.

Am Dienstag ging es um einen anderen Vorwurf, der da lautet: Westenthaler und sein Bundesliga-Kovorstand Thomas Kornhoff hätten eine Fördermillion des Bundes für die Fußball-Nachwuchsarbeit in Vorbereitung auf die EM 2008 zweckwidrig (nämlich zur Begleichung einer 1,2 Millionen schweren Vergleichszahlung an die Republik) verwendet. Die Vereine seien finanziell geschädigt worden. Die Angeklagten bestreiten alle Vorwürfe, es gilt die Unschuldsvermutung.

Nie zufrieden

Stickler, von 2002 bis 2008 Bundesliga-Präsident, gab an diesem vierten Verhandlungstag an, für ihn sei die Zusatzförderung von einer Million Euro "wie ein Geschenk des Himmels" gekommen - um "nicht dauernd Unruhe" vonseiten der Vereine zu haben, die dadurch immerhin "zufriedener" geworden seien. Stickler: "Zufrieden konnte man sie nicht machen." Klarer Förderzweck für ihn: der durch die Nachwuchsarbeit entstandene Mehraufwand für die Vereine. Richter Wolfgang Etl will wissen, ob das Geld denn auch an die Vereine geflossen ist. Stickler: "Nachdem alle gesagt haben, das stimmt und das passt, lag das auf der Hand."

Eine Bundesliga-Buchhalterin hatte schon früh einen ganz anderen Eindruck. Als der Richter wissen will, warum sie die Million als außerordentlichen Betrag verbucht habe, antwortet die Zeugin: "Weil sie zur Begleichung der Drittschuldnerklage (Vergleichszahlung an die Republik, Anm.) verwendet werden sollte." Richter: "Wie kommen Sie darauf?" Kornhoff habe gesagt, das sei so ausgemacht. Ihre Erstaussage, wonach die Vereine um die Summe betrogen worden seien, will sie so nicht stehenlassen. Gemeint habe sie: "Dass die Vereine die Mittel nicht bekommen haben." Was Westenthalers Verantwortungvor Gericht auch nicht unbedingt stützt. Dessen Anwalt macht vehement auf über 100.000 Euro aufmerksam, die bereits im April 04 ausgeschüttet worden seien.(riss, DER STANDARD, 29.10.2014)