Wien - Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) will die Sexualerziehung in Österreich modernisieren. Beginnen will sie damit bereits im Kindergarten. "Wenn Kinder erste Fragen stellen, sollen die Pädagoginnen kindgerechte Antworten haben", begründete Heinisch-Hosek ihr Vorhaben bei einer Pressekonferenz am Freitag.

Derzeit wird die Sexualerziehung an Schulen über einen Erlass aus dem Jahr 1990 geregelt. Die Vermittlung von Wissen über Sexualität wird darin zum Unterrichtsprinzip erklärt. Das heißt, dass das Thema an allen Schulen und in allen Fächern behandelt werden soll. Die Ministerin will den Erlass nun mithilfe eines Expertenbeirats überarbeiten. "Ich weiß nicht, ob in einem anderen Fach außer in Biologie tatsächlich Sexualerziehung behandelt wird", sagt Heinisch-Hosek. Sie schlägt vor, es zu ermöglichen, auch Experten von außen an die Schulen zu holen, die Schüler aufklären sollen.

Kindergartenpädagogen schulen

Auch im Kindergarten will Heinisch-Hosek prüfen lassen, ob die Pädagogen derzeit genügend ausgebildet sind, um Fragen wie "Wie kommt das Baby in den Bauch?" kindgerecht beantworten zu können. Sie wolle auch gegen die "Sprachlosigkeit" der Erwachsenen vorgehen, wie sie etwa in der aktuellen Kampagne "RDN WR KLRSX" der Bundesjugendvertretung aufgezeigt werde.

Zwölf Prozent für Aufklärung ab Kindergarten

Unterstützt in ihrem Vorhaben fühlt sich die Ministerin durch die Umfrage "Frauenbarometer" des Instituts meinungsraum.at. Im Auftrag des Frauen- und Unterrichtsministeriums wurden dabei 1.000 Österreicherinnen und Österreicher online zum Thema Frauengesundheit befragt.


Ein Ergebnis: 42 Prozent sind dafür, dass Sexualerziehung an Schulen ab zehn Jahren passiert. Zwölf Prozent wollen Aufklärung ab dem Kindergarten, 36 Prozent ab der Volksschule und elf Prozent ab 14 Jahren. Ein interessantes Detail: Laut Christina Matzka von meinungsraum.at sind Befragte unter 30 Jahren eher für eine spätere Aufklärung. Matzka erklärt sich das damit, dass diese sich noch wenig mit Sexualerziehung beschäftigt hätten.

Gespalten sind die Österreicher in der Frage, wer Kinder und Jugendliche aufklären soll. 51 Prozent sind dafür, dass die Eltern ihre Kinder informieren, 47 Prozent sehen darin eine Aufgabe der Bildungseinrichtungen. (koli, derStandard.at, 31.10.2014)