Ein (ehemaliges) Tröpferlbad und ein Schwimmbad: An das Weisselbad erinnert nur noch ein Teil der Fassade.

Visualisierung: Knötzl

Das Sportbecken des Beatrixbades wurde wieder zum Leben erweckt.

Visualisierung: Sans Souci

Der Trend "Wohnen am Wasser" erreicht jetzt auch die alten Wiener Bäder: Drei Projekte sind derzeit in Entwicklung, bei denen mit der ungewöhnlichen alten Substanz – stark in die Jahre gekommene Tröpferlbäder oder Schwimmbecken – sehr unterschiedlich umgegangen wird. Abhängig ist das natürlich auch vom Klientel, für das gebaut wird. Verweise, wenn auch kleine, auf die historische Nutzung gibt es aber immer.

"Wellenlandschaft"

Da wäre einmal das Weisselbad im 21. Bezirk: Wenn das Wohnprojekt "Wellenlandschaft" im Herbst 2016 fertig ist, dann wird bis auf die Assoziation, die der Name hervorruft, nur noch wenig an seine Geschichte erinnern. Bis vor gar nicht so langer Zeit wurde hier nämlich nicht gewohnt, sondern geschwommen: Jahrzehntelang gehörte das Weisselbad zu den Wiener Volksbädern, die sich als "Tröpferlbäder" in das kollektive Wiener Gedächtnis einbrannten.

Doch die Zeiten haben sich geändert: Waren es früher öffentliche Badeanstalten mit Duschmöglichkeit, die die Wiener brauchten, so ist es heute leistbarer Wohnraum, der dringend benötigt wird.

Nachdem das Weisselbad 2004 geschlossen wurde, geschah jahrelang nichts – von Diskussionen über die künftige Nutzung abgesehen: "Der Bezirk wollte Wohnungen haben, aber es gab auch Stimmen, die das Gebäude erhalten wollten", sagt Karl Wurm, Geschäftsführer des gemeinnützigen Wohnbauträgers Gewog, der das Bad gekauft hat. Auch eine Musikschule und neue Räumlichkeiten für die Städtische Bücherei waren im Gespräch.

Fassaden-Teil als Erinnerung

Geworden ist es letztendlich eine "Mittellösung": Ein Teil der Fassade des alten Bades wird als "Erinnerung" erhalten, dahinter ein Niedrigenergiehaus mit 48 geförderten Mietwohnungen entstehen. Und auch bei der Nutzung hat man sich für eine solche "Mittellösung" entschieden: Neben Wohnungen wird auf zwei Stockwerken auch eine Filiale der Städtischen Büchereien einziehen. "So wird es weiter eine Interaktion mit der Öffentlichkeit geben", sagt Wurm.

Bei einem Großteil der Wohnungen wird es eine Mietkaufoption geben (mit voraussichtlich 498 Euro pro Quadratmeter an Eigenmitteln und einer Miete von 7,50 Euro), ein Drittel wird als Smartwohnungen mit Superförderung konzipiert (mit einem Finanzierungsbeitrag von 64 Euro pro Quadratmeter und 8,90 Euro Miete). Baustart soll noch heuer sein, im Herbst 2016 werden die ersten Bewohner einziehen. Interessenten gibt es schon. Ursprünglich habe man überlegt, das Weisselbad zu sanieren, berichtet Wurm. Aus Kostengründen sei das aber nicht möglich gewesen.

Ein Penthouse im Beatrixbad

Ganz anders die Situation im Beatrixbad unweit des Stadtparks: Das 20 Meter lange Sportbecken, das nach dem Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit geriet, wird von der Sans Souci Group und 6B47 Real Estate Investors seit 2012 revitalisiert. Die Dimensionen – und auch das Publikum – sind freilich andere. Denn Leistbares sucht man in den 40 Apartments und Penthäusern, die im Gründerzeithaus entstanden sind, wohl vergeblich. Dafür findet man einen Blick über die Dächer Wiens.

35 Millionen Euro wurden von den Investoren in das Projekt gesteckt. Das 600 Quadratmeter umfassende Beatrixbad wird nun von einem Sportinstitut betrieben. Dieser Wellnessbereich soll öffentlich zugänglich gemacht werden. Zwei Drittel der Wohnungen sind bereits verkauft, berichtet Peter Ulm, CEO von 6B47. Vom 40 Quadratmeter großen Studio bis zum 250 Quadratmeter großen Penthouse reicht das Angebot. Zu den Preisen hält man sich bedeckt: "Aber wir kriegen, was wir uns vorgestellt haben." Anfang 2015 soll alles fertig sein.

Ratschkybad "kurz vor Baubeginn"

Und auch in einem weiteren Bad wird bald gewohnt: Im Ratschkybad im 12. Bezirk – wie das Weisselbad ein ehemaliges Tröpferlbad – entstehen bis 2016 Wohnungen. 2005 wurde das Bad geschlossen, nun soll alles schnell gehen: "Wir stehen kurz vor Baubeginn", sagt Georg Gratz von Pan Consult. 20 Mietwohnungen zwischen 50 und 110 Quadratmetern werden entstehen, die Miete wird bei 7,50 Euro pro Quadratmeter liegen. Ein Schwimmbecken hat es hier übrigens nie gegeben, dafür ein Brausebad mit Einzel- und Gemeinschaftsbrausen.

Herausforderung für die Planer: Das Haus aus den 1920ern steht unter Denkmalschutz. Die Giebelfassade und das Stiegenhaus müssen erhalten werden. Die Steinreliefs an der Fassade – mit Motiven wie Molchen und Fröschen – werden also auch später an das erinnern, was hier einmal war. (Franziska Zoidl, DER STANDARD, 8.11.2014)