Isabella Wolf und (im Hintergrund) Markus Schramm unterwerfen sich in "X-Freunde" dem Diktat der Ökonomie.

Foto: Bettina Frenzel

Wien – Effizienz ist ein hohes Gut in der modernen Welt. Und deshalb hat Felicia Zeller in ihrem Stück X-Freunde, das von drei Angehörigen der Generation "Selbstoptimierung ist unser Leben" erzählt und unter anderem von Theater heute zum Stück des Jahres 2013 gekürt wurde, einfach die überzähligen Wörter weggelassen. Ist ja auch viel sparsamer. Wichtig ist, was unter dem Strich.

Intendantin Barbara Klein hat den Text für das Wiener Kosmostheater inszeniert. Isabella Wolf spielt Anne, die mit der Gründung ihrer eigenen Firma "Private Aid" endgültig der Selbstausbeutung zum Opfer fällt. Ehemann Holger (Jens Ole Schmieder) war mal erfolgreicher Caterer, ist jetzt Arbeitsloser und bemüht sich, auch aus diesem berufslosen Alltag das Maximum an Pflichten und Perfektion herauszuholen. Ihr gemeinsamer Freund Pierre Pilz schließlich (Markus Schramm) lebt als Künstler nicht weniger unfrei, arbeitet an seiner Skulpturenserie X-Freunde und seiner Außenwirkung.

Die Bühne, auf der sich die drei bewegen, ist ein leerer Raum, nur eine Maschinenschrift schreibt ab und an Wörter, Kapitelüberschriften auf die rückwärtige Leinwand (Video: Gammon). Es ist ein leerer Raum, in dem sich die Figuren bewegen, ohne Halt, aber auch ohne Anzeichen von Körperlichkeit oder Natur. "Sexuell läuft schon lange nichts mehr", heißt es mehrmals. In diesem aseptischen Areal bleibt genaugenommen nur noch Platz für Abstraktionen.

Während sie ihre verstümmelten Rumpfsätze absondern, verbiegen sich die drei Darsteller in immer seltsamere, unnatürlichere Posen (Choreografie und Bühne: Paola Bianchi). Ihre Körper und die Art wie sie leben, sich bewegen, passen nicht zusammen, die Diskrepanz enthüllt sich in diesen Verrenkungen. Zusammen mit dem Lichtdesign von Paolo Pollo Rodighieri und der Musik von Susanne Kirchmayr alias Electric Indigo ergibt das eine vor allen Dingen ungemütliche Atmosphäre.

Auch die Zuschauer können sich hier nirgends festhalten, sich nicht bequem unterhalten und berieseln lassen. Die kühle, intellektuelle Inszenierung hätte zu artifiziell geraten können – gerade bei dieser Thematik aber und zusammen mit den souverän agierenden Schauspielern (mit einer herausragenden Isabella Wolf) wird sie zu einem stimmigen Ganzen. Selten sind zeitgenössische Fragen nach neoliberaler Ökonomie und den Deformierungen, die sie auf die arbeitenden Menschen ausübt, so schlüssig und auch ästhetisch nachvollziehbar gezeigt worden. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 12.11.2014)