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Die von der SPÖ initiierte Gratisnachhilfe für lernschwache Schüler soll im Vollausbau 20 Millionen Euro im Jahr kosten.

Foto: APA/dpa-Zentralbild

Wien - Seit Herbst läuft das Programm "Förderung 2.0" in den Wiener Volksschulen. Ab Februar 2015 sollen dann auch Problemschüler in den höheren Pflichtschulen Gratisnachhilfestunden bekommen. Die von der SPÖ initiierte Förderung lernschwacher Schüler soll im Vollausbau 20 Millionen Euro pro Jahr kosten.

Dass für die so wichtige Förderung von Schülern zusätzliches Geld in die Hand genommen werden muss, wird über die Parteigrenzen hinweg begrüßt. Kritiker des SPÖ-Vorstoßes sagen hingegen, dass die Gratisnachhilfe über Kürzungen des Bundes hinwegtäuschen soll. Dieser hatte Zusatzstunden für Sport, Musik und Begabtenförderung gestrichen.

"Keine Sprachförderkurse"

Die Direktorin einer Wiener Volksschule im 14. Bezirk legt in einem Brief dar, dass durch die Einsparung etwa von Begleitlehrerstunden "die äußerst notwendigen Legastheniekurse" nicht mehr angeboten werden können. Der Brief, der an die Parteien im Wiener Rathaus gegangen ist, liegt dem STANDARD vor.

Da eine Lehrerin im Langzeitkrankenstand ist, gebe es für Kinder mit wenig bis gar keinen Deutschkenntnissen in dieser Schule seit Schulbeginn "keine Sprachförderkurse" mehr. Bisher angebotene unverbindliche Übungen wie Chor, Spielmusik oder Französisch würden vollends fehlen. Es wäre effizienter, leistungsschwache Schüler durch eine zusätzliche Lehrkraft im Unterricht am Vormittag zu betreuen als durch die Gratisnachhilfestunden der Stadt, die oft nach langen Schultagen nachmittags stattfinden müssen.

"Mogelpackung"

ÖVP-Gemeinderätin Isabella Leeb bezeichnet die Gratisnachhilfe wegen der Umschichtung gekürzter Lehrerstunden vom Vor- auf den Nachmittag als "Mogelpackung".

Die Organisation der Gratisförderung von Pflichtschülern nach der Volksschule obliegt den Volkshochschulen (VHS). Diese setzen nicht unbedingt Lehrer für die Förderstunden in Gruppen bis maximal zehn Schülern ein, sondern "Lernbetreuer". So steht es in der Projektbeschreibung. Als Qualifikation reicht auch eine "begonnene Ausbildung" zum Lehrer, zudem können "Personen mit Fachwissen im jeweiligen Unterrichtsgegenstand" oder "Personen mit pädagogischen Erfahrungen als Nachhilfelehrer" eingesetzt werden.

Quersubvention befürchtet

Sieben Millionen Euro sollen den VHS dafür pro Jahr von der Stadt genehmigt werden, der Ausschuss im Rathaus tagt diese Woche. Leeb stößt sich daran, dass die Volkshochschulen Gelder, die "nicht ausgeschöpft" werden, laut Antrag in Absprache mit der MA 13 (Bildung und außerschulische Jugendbetreuung) für andere VHS-Zwecke einsetzen können. "Das wäre eine Quersubventionierung", sagt Leeb. Die Gelder sollten für schulische Förderungen und Projekte zweckgewidmet werden. (David Krutzler, DER STANDARD, 2.12.2014)