Bild nicht mehr verfügbar.

Derzeit herrscht beim Aufnahmetest fürs Medizinstudium die Quote: 75 Prozent der Plätze sind für Österreicher reserviert.

Foto: apa/hochmuth

Wien - Fast 80 Prozent der deutschen Medizinabsolventen, die in Österreich studiert haben, arbeiten im Ausland. Das ergab eine Befragung der Absolventen durch das Wissenschaftsministerium im Jahr 2014. Von den deutschen Staatsangehörigen geben 79 Prozent an, nicht in Österreich berufstätig zu sein. 56 Prozent der Studenten aus dem übrigen Ausland sind ebenfalls nicht hierzulande beschäftigt.

Die Befragung zeigt auch, dass 68 Prozent der deutschen Medizinstudenten nach Deutschland zurückgekehrt sind, 11 Prozent sind in anderen Ländern außerhalb Österreichs tätig. Für Studenten aus anderen Staaten sind die Ergebnisse nicht repräsentativ. An der Befragung haben 533 Personen teilgenommen, die Rücklaufquote lag damit bei 56 Prozent.

Veröffentlicht hat das Ministerium diese Zahlen in der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage des Neos-Abgeordneten Nikolaus Scherak zu Zugangsregeln an österreichischen Universitäten.

Argumente für die Quote

Erstmals wurden nicht nur die Medizinstudenten im letzten Studienjahr über ihre Absichten befragt, sondern bereits berufstätige Ärzte. Die Ergebnisse der Befragungen unterscheiden sich aber kaum. 2014 haben 70 Prozent der Studenten im letzten Studienjahr angegeben, nach ihrem Studium nicht in Österreich arbeiten zu wollen. Studierende aus den übrigen Staaten beabsichtigten zu 63 Prozent, nicht in Österreich zu bleiben.

Die Befragungen der Medizinstudenten führt das Wissenschaftsministerium durch, um die Quoten für das Medizinstudium gegenüber der EU-Kommission argumentieren zu können. Derzeit gehen nach dem Aufnahmetest 75 Prozent der Studienplätze an Österreicher, 20 Prozent an EU-Bürger und fünf Prozent an Nicht-EU-Bürger. Österreich verstößt damit gegen EU-Recht, weil EU-Bürger diskriminiert werden. Bisher wurde ein Vertragsverletzungsverfahren verschoben. Österreich hat bis 2016 Zeit, um zu beweisen, dass die Quote notwendig ist, um einen Ärztemangel im eigenen Land zu verhindern.

"Die Quote ist nicht notwendig"

Neos-Abgeordneter Scherak spricht sich im Gespräch mit derStandard.at dagegen aus, dass die Zahlen der aktuellen Befragung als Argument für die Verlängerung der Quote herangezogen werden. "Die Quote ist nicht notwendig. Die Frage ist vielmehr, wie Österreich die Mediziner halten kann." In Deutschland seien etwa Bezahlung und Ausbildungsmöglichkeiten für Jungärzte besser. Zudem hätten mehrere Studien belegt, dass Österreich trotz der deutschen Studenten kein Ärztemangel drohe.

Ministerium: Quote ist nötig

Auch im Wissenschaftsministerium geht man davon aus, dass man der niedrigen Bereitschaft ausländischer Studierender, in Österreich Arzt zu werden, durch eine "gezielte Attraktivierung des Ärzteberufs in Österreich" entgegenwirken könne. Im Ministerium verweist man in einer Stellungnahme für derStandard.at allerdings auf die Zuständigkeit des Gesundheitsministeriums, der Länder sowie der Ärztekammer.

Neben der nötigen Attraktivierung des Arztberufs zeige die Befragung aber auch, dass die im EU-Moratorium festgelegte Quote nötig sei, um eine ausreichende Zahl junger Ärzte für das österreichische Gesundheitssystem sicherzustellen.

Ärzte fühlen sich bestätigt

Die Ärztekammer sieht sich in ihren Warnungen vor einem drohenden Ärztemangel bestätigt. Es sei ein "alarmierendes Zeichen", dass der überwiegende Teil ausländischer Absolventen nicht in Österreich bleibe, sagt AK-Präsident Thomas Szekeres in einer Aussendung. Gründe dafür seien die mangelhaften Ausbildung nach der Promotion, fehlende Karrieremodelle sowie eine "Überbürokratie" in Österreich.

Szekeres fordert deshalb einen raschen Abbau von Bürokratie in den Spitälern durch eine flächendeckende Einführung von Administrationsassistenten, attraktivere Arbeitszeitmodelle für Spitalsärzte sowie "moderne und leistungsgerechte Honorarkataloge" für die niedergelassenen Ärzte.

FPÖ für Herkunftslandprinzip

FPÖ-Wissenschaftssprecher Andreas Karlsböck spricht in einer Aussendung von einer "dramatischen Situation". Als eine Lösung des Problems sieht er sofortige Verankerung des Herkunftslandprinzips, wonach nur jene Studenten in Österreich studieren dürfen, die auch in ihrem Heimatstaat einen Studienplatz nachweisen können.

Außerdem müsse es unverzügliche Ausgleichszahlungen der EU für den "Überhang" ausländischer Studenten geben sowie die Arbeitsplätze im Gesundheitsbereich attraktiver werden - so sollten Ärzte andere Ärzte anstellen dürfen und "echte" Ärzte-GesmbHs eingerichtet werden können. Bei einem "Runden Tisch" müsse ein "Notfallplan" ausgearbeitet werden. (koli/APA, derStandard.at, 10.12.2014)