In der Wiener Aula der Wissenschaften: Julia Freidl (Generalsekretärin HochschülerInnenschaft), Helmut Holzinger (Präsident Fachhochschulkonferenz), Elmar Pichl (Sektionschef im Wissenschafts-, Forschungs- und Wirtschaftsministerium), Heinrich Schmidinger (Präsident Universitätenkonferenz), Erwin Rauscher (Vorsitzender Rektorenkonferenz der Pädagogischen Hochschulen), Karl Wöber (Chef der Privatuniversitätenkonferenz) mit Moderatorin Karin Bauer zum "20er" der Fachhochschulen in Österreich.

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Zum 20. Geburtstag der Fachhochschulen in Österreich war unter Spitzenvertretern des Hochschulsektors klar: Es geht um eine Erfolgsgeschichte, die alle weiterschreiben möchten. Positionen mögen unterschiedlich sein, der gemeinsame Wert ist klar.

Wien - Das Päckchen zum Geburtstag kam just in time: Ab dem Wintersemester 2016 werden die Fördersätze des Bundes für die Studienplätze an den heimischen Fachhochschulen (FHs) um zusammen 60 Millionen Euro erhöht. Damit bekommen die FHs erstmals seit 2009 eine (zumindest teilweise) Inflationsabgeltung. Derzeit erhalten sie vom Bund pro besetzten Studienplatz im Schnitt rund 7000 Euro pro Jahr, wobei der Fördersatz mit dem Technikanteil des Studiums steigt. Für den Ausbau der Zahl der FH-Studienplätze wurden heuer bereits zusätzliche 56 Millionen Euro bis 2018 beschlossen, womit man auf mehr als 48.000 Studienplätze kommt.

Derzeit studieren in 417 Studiengängen 45.660 Menschen, mehr als 104.000 Studienabschlüsse verbuchen die FHs in Österreich seit ihrer Gründung vor 20 Jahren. Dieser Geburtstag war Anlass für ein Podiumsgespräch der Spitzenvertreter im Hochschulsektor auf Einladung des zuständigen Ministeriums in der Vorwoche in Wien. Titel: Wie viel Fachhochschule braucht das Hochschulsystem?

Wolfgang Mazal (Uni Wien, Vizepräsident der Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung): "Viel." Gemeint waren Mut, gesetzlicher Spielraum, dienstrechtliche Flexibilität, Vertrauen der Verantwortlichen. Es lebe sich ohne Rucksack der Geschichte oft einfacher, so der Uni-Professor.

Dass die vor drei Jahren als Diskussionsplattform eingerichtete Hochschulkonferenz (ex Pädagogischen Hochschulen im Ressort Heinisch Hosek) Austausch und sogar Annäherung der oft im Bildungsdünkel Entzweiten gebracht hat, wurde an diesem Abend deutlich, auch wenn der Chef der heimischen Uni-Rektoren, Heinrich Schmidinger, betont sachlich meint, es liege am Gesetzgeber festzulegen, wie viel FH im Hochschulsektor erwünscht sei. Derzeit sind 15 Prozent aller Studierenden an den FHs, der Wissenschaftsrat hatte 40 als Ziel empfohlen. Damit kann naturgemäß Helmut Holzinger als Präsident der Fachhochschulkonferenz (FHK), viel anfangen. Sein großer Wunsch: nachhaltige Forschungsfinanzierung statt wie jetzt projektweise Gelder für die angewandte Forschung. "Es ist nicht die liebe Familie", sagte der diskussionsfreudige Sektionschef im Ministerium, Elmar Pichl, die da nun an einem Tisch sitze. Aber im Spannungsfeld von Tradition und Innovation entstehe viel Neues - auch wenn sich die Forderung nach Promotionsrecht noch in Diskussion befindet. Mazal hatte dafür programmweises Vorgehen vorgeschlagen. Pichl will den gemeinsamen Nenner klar definieren und von da aus die Differenzierung des Hochschulsystems angehen. Handlungsbedarf ortet er - recht freundlich - in Gesprächen zur großen "Buntheit" des FH-Bereichs.

Radikal die Generalsekretärin der HochschülerInnenschaft Julia Freidl: Sie sieht künftig ein gemeinsames rechtliches Dach für alle Hochschulen. Ihr passt die Regelung der FHs im Privatrecht nicht, sie verlangt Diskussionen zu den Ausbildungsverträgen und will in puncto schleppender Durchlässigkeit die Unis in die Pflicht nehmen. Keine Abwertungen à la "nur Brauchbarmachen für die Wirtschaft", keine Positionskämpfe an diesem Abend. Die Erfolgsgeschichte blieb unbenommen gewürdigt, auch von den "jüngeren" Familienmitgliedern Privatunis und Pädagogische Hochschulen. Gemeinsame Anliegen für Land und Standort standen im Zentrum. (DER STANDARD, 20.12.2014)