Seid fruchtbar und mehret Euch", heißt es in der Bibel. Aber nicht wie die Karnickel, schränkt Papst Franziskus ein. Der Mann hat echt Humor – und Mut. Bis zur Amtszeit des Argentiniers wäre es undenkbar gewesen, dass der Pontifex mit derartigen Worten seinen Schäfchen ins Gewissen redet. Es gibt zwar wenige Anzeichen dafür, dass er die verkorkste Haltung der katholischen Kirche zu Partnerschaft und Sexualität wirklich aufbrechen kann (und will), aber er bemüht sich wenigstens, die Sprache des Volkes zu sprechen.

Dass er der Erde näher ist als dem Lateinisch sprechenden Kirchenhimmel, bewies er auch, als er in südamerikanischer Manier meinte, dass Meinungsfreiheit dort aufhöre, wo jemand seine Mutter beleidige. Dann gebe es nämlich seine Faust zu spüren.

Für seine Selbstironie und lockeren Sprüche wird Papst Franziskus auch mit allerlei Spott überhäuft. Auf T-Shirts muss er als die Faust Gottes herhalten, in sozialen Netzwerken des Internets kursieren bereits Papstbilder mit Hasenohren oder mit Hasenzähnen. Längst überstanden geglaubte Häschenwitze ("Haddu ...?") werden aus der Mottenkiste ausgegraben und auf katholisch getrimmt; manche davon, nach guter alter Monty-Python-Tradition, auch unter der Gürtellinie.

Es tut gut, über Witze lachen zu können – auch wenn sie eine religionskritische Pointe haben. (Michael Simoner, DER STANDARD, 21.1.2015)