Wien - Als ich noch auf Würstel stand, und die unter freiem Himmel, da war die Lage recht klar: Praktisch eh ein jeder und eine jede, jedenfalls soweit mir bekannt, fand den Würstelstand auf dem Hohen Markt eigentlich den besten. Bis auf den Hauptmann und mich, die es an den Praterstern zog.

Das Ende des dortigen Poldi wurde in dieser Kolumne schon viel zu lange nicht beklagt, aber das hätten wir ja hiermit wieder einmal erledigt. Also auf zu neuen Taten in Sachen Wurst.

Die Ausflüge des Würstelstandlers Bitzinger in die Welt der Burgermacher kamen bei mir vorige Woche ja nicht so gut an. Nun diese Woche die Gegenprobe: Wie tut sich der Würstelstandler in seinem Kerngeschäft? Also: Bitzingers Würstelstand bei der Albertina!

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Eine Käsekrainer darf da nicht fehlen, wie sie in dieser Kolumne perverserweise auch schon eigens in Singapur verkostet ward. Ich darf berichten: Eine Eitrige ohne Fehl und Tadel, knusprig, kein übermäßig verhaltensauffälliger Käse - gut. Soweit man Käsekrainer wirklich am Vormittag und ausgeschlafen sachgerecht beurteilen kann.

Der Wurst-Kredit

Beurteilen kann man jedenfalls auch da die herausragende Geduld der netten Würstelstandlerin mit mir: 3,40 Euro hatte ich einstecken, kam ich drauf, als die fidele Krainerin schon geschnitten und angerichtet war. "Bringen Sie's irgendwann." Ich brachte natürlich gleich nach Verzehr. Echt jetzt. Gibt ja gleich bei der Bundestheaterkassa nebenan einen Bankomaten von Raiffeisen Oberösterreich.

Und die Bosna?

Aber die Käsekrainer war nur der Gegencheck. Ob ich nämlich die Bosna beim Bitzinger richtig in Erinnerung behielt. Denn: Hier werden Bitzingers wieder kreativ, scheint mir, soweit ich das Prinzip Bosna recht verstanden habe.

Bosa, bald hieß sie Bosna, soll ja, so hab ich mir angelesen, eine Erfindung eines bulgarischen Koches (Zanko Todoroff) in Salzburg (genauer: im Müllnerbräu) gewesen sein, mit dem sich Todoroff als Würstelstandler selbstständig machte. Der Stand heißt heute "Balkan Grill" und findet sich in der Getreidegasse 33. Das Phänomen der Salzburger Bosna erkundete übrigens der professionelle Kollege Georg Desrues anno 2010, hier nachzulesen.

Das Wesen der Wurst

Bosna dürfte also im Wesentlichen standesgemäß aus Bratwurst, sachkundig zerkleinerten Zwiebeln, Senf, Curry und Petersil bestehen und in einem leicht angetoasteten, knusprigen Weißbrotweckerl stecken - aber korrigieren Sie mich gern.

Umso überraschter stand ich vor der Bosna an der Albertina. Bratwurst war da, und gar keine schlechte, ordentlich knackiger Zwiebel, scharfer Senf, Curry. Und, öha: Koriander.

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Aus der Bitzinger-Kombination kombinierte ich wiederum den - natürlich fragwürdigen - Titel dieses Schmeck's-Eintrags. Soviel östliche Exotik hatte ich nicht erwartet. Aber, nach dem schönen alten Motto: Lebe wild und gefährlich, Arthur! - ich fand diese Bosna-Variante, wiewohl mir nicht erkennbar angetoastet, überraschend, aber gelungen.

Bosna her!

Bosna-Puristen dreht es da vermutlich den Daumen nach unten, oder? Sagen Sie mir doch, wo ich die wahre, wirkliche, echte Bosna nach dem Reinheitsgebot von 1949 bekomme - gerne östlich von Amstetten. Herzlichen Dank! (Harald Fidler, derStandard.at, 27.1.2015)