Wer die Hoffnung hegt, die notorische Streiterei um Flüchtlingsquartiere und Unterbringungsquoten sei mit Ende Jänner verstummt, wird wohl enttäuscht werden. Zwar haben die Länder im Endspurt eine in die Hunderte gehende Zahl von Wohnplätzen organisiert. Doch das allein kann die Probleme des österreichischen Asylunterbringungswesens nicht lösen.

Erstens, weil fraglich ist, ob man bei allen Quartieren, die man in aller Hektik aufgestellt hat, auf die Unterbringungsqualität achtete; zumindest wurde über dieses Thema öffentlich nicht gesprochen. Es wäre nicht verwunderlich, wenn hier Probleme auftauchten - mit Asylwerbern als Leidtragenden. Schon bisher gab es unter den Quartiergebern schwarze Schafe, wie man anhand von Skandalen um Schimmelpensionen und Rabiatbehandlung weiß.

Zweitens, weil auch eine Hundertprozenterfüllung der Länderquoten strukturelle Defizite nicht aus der Welt schafft. Etwa zu niedrige Tagsätze, vor allem für die Betreuung unbegleiteter Minderjähriger, sowie das Fehlen von Integrationsangeboten. Derzeit sind ein Drittel aller Untergebrachten gar keine Asylwerber, sondern Schutzberechtigte oder Nicht-Abschiebbare. Sie hängen weiter am Tropf der Grundversorgung, weil sie sprachlich kaum und jobmäßig gar keine Förderung erhalten. Wenn jemand das Quotensystem vermeidbar belastet, dann sie - nicht die Asylwerber aus angeblich sicheren Balkanstaaten. (Irene Brickner, DER STANDARD, 2.2.2015)