St. Pölten - Die Evangelische Kirche hat 2015 als das "Jahr der Bildung" österreichweit ausgerufen. Zum Auftakt wurde am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in St. Pölten erstmals ein Bildungsbericht vorgestellt, in dem die Arbeit der Evangelischen Kirche in diesem Bereich analysiert und reflektiert wird. Es soll sich dabei zudem um die Grundlage für weitere strategische und planerische Diskussionen handeln.

"Bildung ist ein wichtiger Schritt gegen Radikalisierung und Extremismus in den Religionen", sagte Bischof Michael Bünker. Sie betreffe nicht nur das Aneignen von Fähig- und Fertigkeiten, sondern auch das Innere des Menschen - mit einem Wort, seine Persönlichkeit. Schon die Reformation habe den Glauben mit der Bildung eng verbunden. Es gehe um die Offenheit zu Andersdenkenden. Leistungen von Bildungseinrichtungen sollten daran gemessen werden, ob sie in der Lage sind, allen - Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen - entsprechend ihren jeweiligen Begabungen gleichermaßen und differenziert gerecht zu werden.

Für stärkere Vernetzung

"In Österreich entscheiden immer noch soziale Herkunft und Einkünfte darüber, welche Bildung man erlangt", betonte Bünker. Er regte in diesem Zusammenhang eine stärkere Vernetzung der öffentlichen und privaten Bildungsträger an und forderte eine schrittweise Neustrukturierung des österreichischen Schulsystems. "Bildung ist nicht eine Frage des Einzelnen, sondern des guten Zusammenlebens in der Gesellschaft", ergänzte der niederösterreichische Superintendent Paul Weiland.

In den 28 evangelischen Gemeinden im Bundesland werde es daher in diesem Jahr zahlreiche Veranstaltungen rund um dieses Thema geben. Die Geschichte der Holzknechte als "Geheimprotestanten" in Niederösterreich, die im Rahmen der diesjährigen Landesausstellung im Mostviertel zur Sprache kommt, führte Weiland als ein Beispiel an. Zum anderen würden im Religionsunterricht prominente evangelische Persönlichkeiten wie die Lyrikerin Catharina Regina von Greiffenberg oder Verhaltensforscher Konrad Lorenz näher betrachtet werden. Aber auch "spielerische" Beiträge wie die Herausgabe eines Quartetts und ein Memory mit Motiven der evangelischen Kirchen seien inbegriffen.

Als Beispiel aus der alltäglichen Arbeit wurde das Projekt "Deutschlernen im Netz" genannt. In Kooperation mit einem Betreiber von Flüchtlingsunterkünften in Niederösterreich sei ein computerunterstütztes Programm erstellt worden, das je nach Anspruch und Fähigkeiten der Asylwerber ermöglicht, deren Deutschkenntnisse rascher zu verbessern, berichtete Superintendentialkuratorin Gisela Malekpour. (APA, 5.2.2015)